Vor fast drei Jahren fegte der
Herbststurm "Christian" über den Flensburger Hafen, zerrte an den (korrekt befestigten) Schiffen. Aber einige der (nicht korrekt gewarteten) Dalben gaben dem Druck nach und brachen unter der Last. Das kam nicht unerwartet, denn schon lange zuvor hatten die HAFENMELDUNGEN und auch die Lokalpresse auf den Missstand hingewiesen, dass die Stadt, vertreten durch ihr Tochterunternehmen Flensburger Hafen GmbH, ihre vertraglichen Verpflichtungen sehr locker nahm und die ebenfalls lockeren Dalben vor sich hin rotten ließ. Die im Sturm gebrochenen Pfähle wurden zwar ersetzt, aber auch nur diese. Andere faulen am Bohlwerk immer noch vor sich hin, ohne dass sich irgend jemand daran zu stören scheint. Dabei sind
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Der rottende Dalben hinter dem lackierten Baum der GRETA (im Vordergrund) bereichert den Hafen weiterhin als memento mori - wie es sich für eine historisch begründete Kultur- einrichtung gehört. |
Schimmelpilze und Holzböcke in einem Hafen der hauptsächlich Holzschiffen Schutz bieten soll, etwa so hilfreich wie Kettenrauchen bei Bronchialkrebs. Aber so lange Besucher des vielbesuchten Touristenmagneten das in aller Unschuld und Unkenntnis einfach nur romatisch finden, wird man wohl auf den nächsten Sturm warten und sich mit der Erinnerung an den glimpflichen Ausgang von Sturm Christian beruhigen. "Doch mit des Geschickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten, und das Unglück schreitet schnell" schrieb Schiller. Seine Erkenntnis ist bis heute gültig.
Nun ist das Problem ja nicht grundsätzlich neu. Solange es Hafenbauwerke aus Holz gibt, währt der Kampf gegen Mutter Natur, vertreten duch Fraßfeinde und natürliche Alterung. Das hat den Museumshafen in den letzten Jahren mehrfach betroffen. Zu erinnern ist unter anderem an die aufwändige Reparatur der Brücke im Lüttfischerhafen und an den letzten Neubau des Historischen Krahn von 1725, der in diesem Jahr fertiggestellt wurde.
Bezogen auf dieses Wahrzeichen wurde bislang nicht gefragt, ob der Krahn nicht besser aus Stahl oder einem anderem verrottungsfesten Material errichtet werden solle. Aber für die Dalben stellte sich die Frage schon. Bislang hat man sich immer für das Holz entschieden. Schließlich heißt der Traditionsverein "Museumhafen" und nicht sinngemäß etwa Hafen für alte Schiffe. Sonst könnte man ja bald auch alten Schiffen nachempfundene Wasserfahrzeuge aus Beton oder Plastik im Hafen aufnehmen. Die kämen sicherlich gerne hierher.
Vor zwei Wochen erreichte die Mitglieder eine dürre Ankündigung, dass Dalben an den Liegeplätzen ausgetauscht werden sollten.
Na, endlich, mag mancher gedacht haben. Tatsächlich machte heute die Pfahlramme vor dem Hafen fest.
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Nicht mehr historisch, nicht mehr museal - Das Bohlwerk auf dem Weg zu einem Zweckbau. |
Aber was da in den butterweichen Hafengrund gerammt wurde waren keine 20 Meter langen Stämme solider Douglasien, Lärchen oder Eichen. Nein, rostbraune Stahlrohre sind es, an denen die Traditionsschiffe künftig befestigt werden sollen. Noch sind die Arbeiten nicht abgeschlossen, aber es scheint so zu sein, dass von den verzimmerten
Dukdalben nur die am stärksten geschwächten ersetzt werden, und zwar durch ein Stahlrohr. Ob das großen Eindruck auf den
Teredo Navalis
macht, der weiter an den anderen Pfähle nagt, kann man mit Fug und
Recht in Zweifel ziehen. Wir können im Augenblick nur den Fortgang der
Arbeiten beobachten.
Auch der Verein Museumshafen kann in dieser Angelegenheit nur noch passiv auf das Ende der Arbeiten warten. Denn er ist nur noch Untermieter am Hafen. Er hat seine vertraglichen Rechte an Lüttfischerfhafen, Bohlwerk und Krahn der gemeinnützigen GmbH
Historischer Hafen Flensburg übertragen. Sie ist jetzt Vetragspartner der
Flensburger Hafen GmbH.
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