Dicke satte Bohlwerksratte Zeichnung © W. Kühn |
Zwar wurden in der Stadt neuartige Rattenfallen installiert. Sie setzen aber voraus, dass die ungeliebten Nager in Abwasserleitungen verkehren. Unsere Plagegeister verkehren jedoch in der Steinschüttung an der Museumswerft. Dort huschen sie geschäftig hin und her, immer auf der Suche nach kopulationswilligen Partnern und nach Nahrung. Aber das nur zur Information und um unseren Lesern die Mühe erfolgloser, wenn auch gut gemeinter Hinweise zu ersparen.
Warum die Spezies rattus norwegicus aus der Familie der Langschwanzmäuse überhaupt so zahlreich auftritt, ist nicht wirklich untersucht worden. Aber es gibt Hypothesen, die auf zwei Annahmen fußen. Erstens könnte es sein dass sie hier die besten Lebensbedingungen vermuten. Das ist im Umfeld von Imbißständen nicht ungewöhnlich und könnte von daher durchaus als Erklärung dienen. Die zweite Annahme unterstellt, dass die Allesfresser aus anderen Regionen verdrängt, hier Zuflucht suchen. Ein Effekt dieser Art konnte tatsächlich beobachtet werden, als die LILLE BJØRN an der Museumswerft ausgeschlachtet wurde. Das unglückselige Wrack war ein wahres Ratten-Mutterschiff. Tausende sahen sich durch die Arbeiten von jetzt auf gleich ihrer Heimat beraubt, suchten und fanden zwischen den Steinen am Wasserrand Zuflucht. Eine weitere Welle erreichte den Museumshafen infolge der Arbeiten an der Ruine des vormaligen "Kaysers Hof".
In der online Zeitung, hinter der immer ein kluger Kopf stecken soll, konnte man heute lesen, daß die Ratten in jüngster Zeit auch aus einem anderen Bereich verdrängt wurden. Die Rede ist vom politischen Diskurs. Dort wurde sie mit den Mitteln der political correctnes überwältigt und ihrer Existenzgrundlage beraubt. Als Wanderratten machten sie sich ratzfatz auf den Weg und husch husch, weg waren sie. Vielleicht könnte man damit unser Flensburger Problem ebenfalls lösen? Erste Versuche gab es schon mit dezenten Hinweisen, man könne über alles Schreiben, außer über Probleme.
Allerdings hat ein solcher Versuch nicht gefruchtet. Daher nehmen wir an, dass die korrekte politische Einstellung nur bei der Spezies rattus politicus wirkt, wogegen wir hier bekanntlich der rattus norwegicus kämpfen.
Man müsste also wieder auf konventionelle Methoden zurückgreifen, wie zum Beispiel auf die Dienste eines Rattenfängers. Das wird jedoch in der aktuellen Großlage der Nation auch nicht mehr so einfach sein. Der Warnung Wohlmeinender vor Rattenfängern folgend, machen die sich jetzt aus dunklen Ecken und Winkeln auf den Weg in die Parlamente.
P.S. Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Nur die Sache mit den Ratten bleibt uns wohl noch ein bisschen erhalten.