Die Wetterfrösche und Klimaforscher in den Medien registrieren den wärmsten Winter seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren. Man könnte aus den Meldungen fast eine klammheimliche Freude heraushören, ein unausgesprochenes "Na, also!" Die Welt rast mit Vollgas in die Apokalypse. Nicht ohne pflichtschuldig auf den Unterschied zwischen Wetter und Klima zu verweisen. Warnung mit angezogener Handbremse, sozusagen.
Grafik: Wetterkontor Die roten und blauen Linien markieren die Wetterfronten. Blaue Dreiecke symbolisieren Kaltfronten, rote Halbkreise Warmfronten. Dünne schwarze Linien verbinden Orte mit gleichem Luftdruck. Je enger sie zusammenrücken, um so strärker weht der Wind. |
Egal wie, eines kann man einem Morgen wie heute nicht absprechen: Er ist einfach schön. Die Sonne scheint durch eine dünne Dunstschicht, malt die Stadtkulisse wie auf Seide. Wege, Plätze, Dächer und Schiffe sind mit blendend weißem Schnee überzuckert, er knirscht unter den Schritten. Kaum ein Hauch bewegt die Luft. Dampf liegt über dem Hafenwasser. Die Schiffe am Bohlwerk schwimmen noch frei, nur im Schatten der Rümpfe treiben dünne Eisschollen. Alle Fallen, Stage, Wanten und Leinen der Riggs sind dick von Raureif bedeckt. Die Flaggengala der RYVAR schmückt das Bild mit bunten Farbtupfen.
Auch die nächste Nacht soll kalt werden. Aber bei den Färöern zieht schon das Tief Iris heran. Mit dessen Warmfront wird die Temperatur über das Wochenende wieder ansteigen. Ob es dann wärmer wird als vor einhundert Jahren, wissen wir noch nicht. Was wir wissen ist jedoch: Es wird nicht mehr so schön aussehen wie heute.