Traditionelle Holzwerften sind besondere Orte. Die Geräuschkulisse entführt in eine versunkene Welt: Dumpfe Schläge, wenn Planken an die Spanten genagelt werden, rau singt die Säge. Ein Radio dudelt Schlagermusik, auf die niemand hört. Herber Geruch von frisch geschnittenem Eichenholz. Lärche riecht stärker nach Harz. Und kein scharfer Gestank nach Kunststoff beleidigt die Nase. Holzstaub bedeckt den Boden, Werkzeuge und Schiffe die darauf warten, repariert zu werden.
Anfang der Woche sollte ein Termin für die nächste jährliche Wartung der WIEBKE BOHLEN im Herbst verabredet werden. Also rein ins Auto und hin. Mit dem Schiff ging es nicht, denn der Wind, der Wind, er wollte nicht wehen und für nachmittags hatte sich Besuch angesagt. Der Termin war schnell vereinbart. Es blieb Zeit, sich ein wenig umzusehen.In der Bootshalle ist der alte Fischkutter ELISABETH aus Dragør aufgepallt. Er gehört dem Schifffahrtsmuseum in Kopenhagen und soll neue Planken erhalten. Nähte alter Planken in dem geklinkerten Rumpf werden zusätzlich kalfatert. An Deck steht schon ein neues Süll für das kleine Deckshaus. Ein paar Planken fehlen noch. Der Motor ist ausgebaut. Dieses Boot ist anscheinend niemals umgebaut worden um eine Jacht daraus zu machen. Das findet man heute immer seltener. Aber wer kann es sich schon leisten, privat etwas zu unterhalten, das keinen praktischen Nutzen hat. Zum Beispiel um damit ein Wochenende auf dem Wasser zu verbringen? Vielleicht hat das alte Boot deshalb in einem Museum seine letzte Bleibe gefunden?
Auf dem Werftplatz steht WIKING aus Magdeburg. Der Rumpf könnte früher einmal ein Fischerboot der Nordseeküste gewesen sein. Viele ehemalige Berufsfahrzeuge haben als Freizeitfahrzeug überlebt?
Dahinter ein kleiner namenloser Kutter mit großem Deckshaus aus Stahl. Seine Schraube hat mindestens einen Meter Durchmesser. Damit kann er eine Menge schleppen.