Heute war wieder einmal ein besonderer Tag. Die Sonne schien, die Luft war etwas trockener und der schwache Südwind bei um und bei Null Grad war schon fast wie einen Frühlingshauch. Au weia, denkt man, das ist aber schlecht für die "Kartonmodellbauer zwischen den Meeren", Die hatten heute in das Flensburger Schifffahrtsmuseum eingeladen, um ihre Kunst auch einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Gleichzeitig hatten sie angeboten, Interessierten zu zeigen, wie man am geschicktesten eigene schöne Modelle baut. Sogar Kinder sollten Gelegenheit bekommen, eigene Erfahrungen zu sammeln. Schon tauchen vor dem geistigen Auge mit Kleber verschmierte kleine Finger auf, die vergeblich versuchen, hoffnungslos verknitterte Kartonstückchen abzulösen. Am Ende, man ahnt es schon wird es Tränen und genervte Erwachsene geben.
Derart durch schlimme Erwartungen immumnisiert wagen wir einen Besuch. Schließlich haben ja auch die HAFENMELDUNGEN diesen Tag der Kartonmodellbauer angekündigt. Da fühlt man sich schon ein wenig Verantwortung. Der wollten wir uns nicht entziehen.
Aber wo wir gähnend leere Flächen im Obergeschoß erwartet hatten, in denen deprimierte Aussteller sitzen und auf das schöne Wetter draußen blicken, dort finden wir reges Treiben. An jedem der Tische wurden mit Liebe zum Detail und großer Sorgfalt Modelle gebaut und die fertigen Kunstwerke vorgestellt. Da waren so viele Besucher, dass Mancher ein wenig warten mußte, bis er seine Fragen loswerden konnte. Übrigens: Es waren auch eine Anzahl Frauen gekommen. Sowohl bei den Besuchern, als auch bei den Ausstellern. Heute blieben eine Menge Vorurteile auf der Strecke. Und die Kinder? Auch die waren vertreten, Jungen und Mädchen auf beiden Seiten der Ausstellungstische. Und natürlich an dem eigens für sie vorgesehenen Arbeitstisch. Ein Junge erzählte, bescheiden, dass er mit seinem Vater gemeinsam ein Modell gebaut hat. Er zeigte begeistert, welche eigenen Ideen dabei verwirklicht wurden. Frage, ob es ihm besonders gefallen habe, mit seinem Vater gemeinsam zu arbeiten? Da ging ein Leuchten über sein Gesicht und er sagte mit Nachdruck: "Ja!"
Wer nun glaubte, Kartonmodellbau sei vornehmlich ein Gebiet der Schiffsmodelle, wurde wiederum eines Besseren belehrt. Zwar gibt es hier einen deutlichen Schwerpunkt, aber es gibt mittlerweile fast kein räumliches Objekt, das nicht als Kartonmodell nachgebildet werden kann. Wir haben sogar ganz bezaubernde Vögel gesehen, Dioramen mit historischen Hafenanlagen, Gotische Dome, Burgen, alte Städte, Eisenbahnen, Flugzeuge Leuchttürme und natürlich - wer hätte es geahnt - DAGMAR AAEN. Die allerdings ganz brisant auf Legerwall. Man spürte schon fast die Felsbrocken am Kiel knirschen. Das war das einzig Unrealistische an all den wunderbar realistischen Modellen. Arved hätte sicherlich für die Sicherheit mehr Abstand von der felsigen Küste gewahrt. Aber ein bischen Fantasie muss ja auch erlaubt sein.
Es war ein lohnender Besuch.
Übrigens: Am 22.02. ist der Stammtisch der Modellbauer im Schifffahrtsmuseum. Wer sich mal umsehen möchte, ist ab 19.00 Uhr herzlich willkommen. Eingang ist über die Schiffbrücke 38 möglich.