13.07.13 Dampf auf der Straße

Manche Beiträge bereiten Kopfzerbrechen. So zum Beispiel dieser. Da verbringt man ein paar Stunden auf der Werftstraße, wo heute der "Technikpark" des Dampf-Rundum eingerichtet ist  und kommt zurück mit einem Haufen Fotos und noch mehr Eindrücken und kann sich nicht entscheiden, was auszuwählen und was wegzulassen ist.Aber der Reihe nach. Der Technikpark ist hier zwar abgelegen, aber andererseits auch wieder sehr schön untergebracht. Denn eine Dreschmaschine käme dem Besucher an der Hafenkante doch ziemlich deplatziert vor, ebenso eine Dampfwalze auf Kopfsteipflaster. Allenfalls könnte die dampfgetriebene Horizontalsäge gut zur Museumswerft und den alten Schiffen im Museumshafen passen. Denn mit diesen Maschinen wurden früher Planken für Schiffe gesägt. (Nebenbei erwähnt: In Middelfart, in der Lille Bælt Werftet, ist so eine noch im produktiven Einsatz zu bewundern). Das muß man einfach gesehen haben, zu hören gibt es ja nicht viel. Das ist auch so eine angenehme Seite der Dampftechnik, dass sie leise ist. Nur die Säge zischelt ein wenig wenn sie vom Baumstamm Planken trennt. Stahlräder der Dampfwalze knirschen auf dem Asphalt der Straße, Große Lokomobile haben schon Gummi auf den großen Rädern. Wären nicht die Dampfpfeiffen, wäre die Illusion einer Arbeitswelt der ersten Jahrzehnte im letzten Jahrhundert perfekt. Sogar eine Dreschmaschine fehlt nicht, die noch in den fünfziger Jahren auf den Feldern oder in größeren Bauernhöfen zu sehen war. Dagegen ist die prachtvoll mit dunkelblauem Lack herausgeputzte Lokomobile it ihrem polierten Messing schon so etwas wie ein Exot im Exotischen. Sie hat bis vor ca. 60 Jahren auf Jahrmärkten in England Dienst getan, erfahre ich vom holländischen Besitzer. Und so sieht sie auch aus. Aber in ihrer Art durchaus stilvoll. Würdevoll langsam bewegen sich die Pleuel, sanft nicken die Tropföler auf den Gelenken. Kurz- ein wahres Schmuckstück. Andererseits: Die Maschinen vom Volksmuseum in Schleswig sehen so aus, als wären sie gestern noch im Ernteeinsatz gewesen. Sauber, gepflegt in schlichter Würde. Leise flappt der lange Antriebsriemen.

Bald ist die Pfeife des Zubringers zu hören: Der Dampfzug naht. Gezogen von der "Die Schöne Schwedin" genannten Lokomotive aus Kappeln. In den Personenwagen Besucher, sie gucken aus den Fenstern, Kinder drücken sich an den Scheiben die Nasen platt. 

Noch eines bleibt in Erinnerung: Auf der STETTIN meinte ein Besucher beim Anblick der riesigen Schiffsmaschine mit ihren mächtigen Pleueln: "Das ist richtige Männertechnik!" und fuhr fort: "aber wie ich den Laden kenne, taucht hier gleich eine junge Blonde im Blaumann auf". Die habe ich gesehen: Sie fuhr einen großen Dampf-Traktor. Männer haben's in diesen Zeiten nicht immer einfach.