Gestern hat man's nicht glauben können, als der Wind schwach und der Sonnenschein intensiv war: Heute ist der Sonnenschein schwach und der Wind intensiv. Die Windvorhersage von vier Beaufort entpuppte sich in der Realität als irgendwas von bis zu sieben Beaufort und heftigen Böen. Lange Schaumstreifen und zahllose brechende Wellenkämme straften die Wetterfrösche im Internet Lügen. Und zu allem Überfluss kam der bockige Starkwind auch noch aus Nordost, also ungefähr von da, wohin wir wollten. Also wurde noch am Liegeplatz ein Reff ins Groß gebunden. Und schon gings los unter Klüver, Fock und gerefftem Großsegel. Normalerweise tun wir uns das ja nicht freiwillig an, das Aufkreuzen bei diesem Wind. Mit unserer Einschätzung waren wir wohl nicht alleine. Vormittags um 10:30 Uhr war kein weiterer Segler zu sehen. Und warum haben wir dennoch das Boot startklar gemacht und sind losgesegelt?
Der Grund waren die klassischen Regattayachten nach der 12-Meter-Formel. Sie segeln in den nächsten drei Tagen um den Robbe&Berking Sterling Cup. Heute sollte das Feld, von Dyvig kommend, in Glücksburg eintreffen, wo die Rennsegler an den Regattatagen im Hafen des FSC festmachen. Das Segeln heute ist also eine Übung zum Aufwärmen, bevor es in den nächsten Tagen so richtig zur Sache geht.
Nur gut, dass wir rechtzeitig aufgebrochen waren, denn gegen den Wind kamen wir nicht so schnell voran wie sonst. Das hatte weniger mit unserem Boot zu tun als mit unseren Manövern bei Starkwind. Um uns die Kursänderungen etwas leichter zu machen, fahren wir unter den Bedingungen wie heute lieber Halsen als Wenden. Hoch am Wind sind die Segel ohnehin sehr dicht geschotet, weshalb der Großbaum vor der Kursänderung nicht zusätzlich dicht geholt werden muss. Dass wir in jeder Halse fast eindrittel Kabellänge Weg verlieren, akzeptieren wir, weil die Vorsegel bei diesem Manöver ganz leicht übergehen.
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SHINX ist an ihrem roten Spinnacker gut zu erkennen. |
Auf dem halben Weg nach Glücksburg geht der ungünstige Wind noch weiter auf Nord und wir setzen den Besan, was uns ein wenig schneller macht und mehr Höhe am Wind erlaubt. Als wir in die Nähe der Ochseninseln kommen, begegnet uns BODIL der blaue Haikutter mit den malerischen "bunten" Segeln - weiße Fock und braunes Großsegel. Mittlerweile sind noch eine Handvoll anderer Sportboote auf dem Wasser, die meisten kommen uns mit Backstagswind und rauschender Bugwelle entgegen. Und endlich sehen wir auch den ersten der Zwölfer hinter Holnis Kliff! Nach einer ganzen Weile, das Führungsboot hat schon Kurs auf Glücksburg genommen, folgen dann weitere Regattayachten. Die mit dem roten Spinnacker muss wohl SPHINX sein. Als wir später im Glas die stilisierte Gabel auf dem roten Tuch erkennen, bestätigt sich unsere Vermutung.
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Als wir endlich auch den Wind von achtern haben, wird auch unser Boot recht munter. |
Neun Regattayachten sehen wir unter Segeln, als die erste schon die Vorsegel birgt. Sie hat die Ziellinie passiert und fährt auf die Hafeneinfahrt zu. Für die anderen ist das Rennen noch minutenlang nicht zuende. Dann erkennen wir noch zwei weitere Klassiker, beide mit geborgenem Gaffelsegel. Wir tippen auf HETHI und CINTRA.
Nun wollen wir auch zurück zu unserem Liegeplatz in Flensburg. Wir nehmen das Besansegel weg, vor dem Wind segelnd ist unser Boot ohne dieses Segel leichter zu steuern. Mit Backstagwind brauchen wir für Rückweg nur einen Bruchteil der Zeit. Bald sind wir wieder beim Museumshafen. BODIL, wieder auf ihrem Liegeplatz, wird aufgeklart, als wir kommen. Obwohl der Himmel bedeckt und der Wind böig ist, sitzen unentwegte Fischbrötchenfreunde vor Bens Hütte und genießen die Aussicht. Bald sind unsere Leinen fest und wir versorgen die Segel und Leinen. Unser Boot soll ja immer recht adrett aussehen.