26.10.15 Das war's


Das Herbstwetter könnte nicht besser sein. Hoch Sophie hat uns in ihrer Weisheit (nomen est omen!) ein paar wunderbare Sonnentage mit angenehmem Ostwind geschenkt. Das Geschenk haben wir gerne angenommen, denn es soll unser letzter Tag auf dem Wasser sein. Danach sollen die Segel abgeschlagen und das Boot winterfest gemacht werden.
Am Wochende wurde die Uhr umgestellt und so können wir erstmal gründlich ausschlafen. Wir verlieren aber keine wertvolle Segelzeit, denn die Nächte sind taufeucht und die Sonne braucht lange, um das Deck und die Segelkleider zu trocknen. Wir helfen nach und wischen die dicken Tropfen von den Persenningen und Planken. Segeln wäre ohnehin noch nicht möglich. Kein Hauch kräuselt das Hafenwasser. Erst gegen zehn Uhr wandern die ersten Katzenpfötchen über die spiegelglatte Oberfläche.
Der Diesel brummt zufrieden. Er wurde gründlich mit Landstrom vorgewärmt. Wir lösen die Leinen und verlassen die "Box", unseren Liegeplatz am Bohlwerk. Der Hafen ist auch für große Segelboote ideal, weil er genügend Fläche für Segelmanöver bietet. Außerdem gibt es im allgemeinen wenig Verkehr auf dem Wasser. Heute sind wir allein unterwegs.
Das Schöne am Segeln ist, zu segeln. Das heißt für uns, im wesentlichen  ohne Motor zurecht zu kommen. (Eigentlich nutzen wir ihn nur, um den Liegeplatz zu verlassen oder um in ihn hineinzufahren. Er läuft jetzt nur noch im Leerlauf, bis das Motoröl warm ist.) Der Wind wird bereits etwas stetiger und weht aus Südost. Zuerst kommt der Besan hoch, er hält das Boot im Wind, während das Großsegel gesetzt wird. Jetzt ist das Großsegel oben und die Dirken gelöst. Die Vorsegel lassen sich am besten auf Backbordbug setzen.  Das sichert die eigene Vorfahrt im Manöver. Also kommt zunächst eine Wende dran. Um den Bug ohne Vorsegel durch den Wind zu bringen, wird die Besanschot komplett gelöst und die Großschot ganz dicht genommen. Nun dreht der Rumpf sehr langsam nach links. Jetzt kann die Großschot etwas gelöst werden, damit das Schiff Fahrt aufnimmt und das Ruder wirksam wird. Eilig darf man dabei nicht sein. Wenn der Wind unsteht aus verschiedenen Richtungen weht, bleiben wir auf Steuerbordbug, bis wir für das Manöver genügend schnell sind.
Bald liegt der Hafen und die Stadt mit ihrem Verkehrslärm hinter uns. Nun zeigt das Segeln im Herbst seine schönste Seite. Eine sanfte Brise aus Südwest bedeutet halben Wind und halber Wind ist für Gaffelsegler so etwas wie Rückenwind für Radler. Die Sonne, eben noch schwach, wärmt jetzt schon angenehm den Rücken. Wenn wir wollten, könnten wir jetzt einfach weitersegeln, in die Dänische Südsee oder sonst wohin. Aber wir haben andere Pläne und wenden bei Holnis Enge. Auf dem Rückweg nach Flensburg kommt der Wind etwas weiter von vorn. Das ist ideal, denn nun steuert sich unser Boot alleine. Wir sind nahezu alleine auf dem Wasser unterwegs. Ein kleiner Gaffelkutter segelt zu den Ochseninseln. Außer ihm zählen wir zwei moderne Jachten und zwei Motorboote. Drei Optis werden vor Glücksburg trainiert.
Am Hafeneingang weht der Wind aus Süd. Nun müssen wir kreuzen. Mit drei Schlägen kommen wir bis hinter den Museumshafen. Den letzten Dalben und RYVARs Klüverbaum passieren wir auf Armlänge - geschafft. Der Motor dreht derweil schon im Leerlauf. Er soll ja noch warm werden, bevor er abgestellt wird. Der Klüver wird  auf Backbordbug geborgen, die Baumfock mittschiffs stehend, der Sicherheit zuliebe. Danach das Großsegel ("Denk' an die Dirken!") und zuletzt der Besan. Der hat das Boot im Wind stehend gehalten. Nun fahren wir mit Motor in den Liegeplatz.
Kaum sind die Leinen fest, werden die Vorsegel und das Großsegel zusammengelegt eingepackt. Sie sind jetzt gut getrocknet. Die Luft wird aber bereits wieder feucht. Deshalb kommt der Besan erst morgen dran.
Das war's. Ein schöner Schluß ziert alles. Auch eine Segelsaison, die leider wieder einmal viel zu kurz war.