05.05.15 Ruhm, Rum und Rhum

Jetzt sind es nur noch neun Tage bis zur Rum-Regatta und damit Zeit, sich ein wenig mit dem namensgebenden Stoff zu beschäftigen, der Flensburg seit gut zwei Jahrhunderten zu Ruhm und Ansehen verholfen hat. Von einstens vielen Rumhäusern in der Stadt gibt es jetzt allerdings nur noch zwei. Beide stellen Rum Verschnitt in unterschiedlichen Geschmacks- und Färbungsvarianten her.  Eines von ihnen, Johannsen Rum besteht seit mittlerweile 137 Jahren.
Wer sich für die Rum-Geschichte Flensburgs interssiert, kann seinen Wissensdurst im Schifffahrtsmuseum stillen. Besonders das Rum-Museum im Untergeschoss ist sehenswert, wie sonst auch das ganze übrige Ausstellung.
Das Getränk ist eng mit der Geschichte der Stadt verbunden. Im 18. Jahrhundert bekam Flensburg
Schnaubrigg URANIA.
Mit solchen Schiffen begann der Westindienhandel
vom dänischen König Christian VII. das Privileg, Handel mit den dänischen Inseln in der Karibik zu treiben. Flensburger Kaufleute belieferten die überseeischen Kolonien mit allen Gütern für den Betrieb der Zuckerrohr-Plantagen und Nahrungsmitteln. Kehrten die Schiffe zurück, brachten sie Zucker, und Pure Rum, der in den städtischen Rum-Häusern zu trinkbarem Rum-Verschnitt weiterverarbeitet wurde. Das geschieht heute noch in derselben Weise. Ausgangsprodukt ist  importierter hochprozentiger Pure Rum, der aus Melasse hergestellt wird, einem Folgeprodukt der Herstellung von Zucker. Der Rum-Verschnitt erhält seine charakteristische braune Färbung durch Lagerung in Eichenfässern; ggfs. wird mit Zuckercouleur (oder Melasse) nachgeholfen. Alle drei verleihen dem Rum-Verschnitt auch die besondere Geschmacksnote. 
Außer Rum-Verschnitt gibt es auch Original-Rum, der in seinen Ursprungsländern ebenfalls aus Pure Rum hergestellt wird. Last but not least gibt es den Rhum agricole, der wird Gegensatzt zu Originalrum nicht aus Melasse, sondern unmittelbar aus vergorenem Zuckerrohrsaft hergestellt. 
Schlussendlich muss auch  noch der weisse Rum erwähnt werden, er wird in Metalltanks gelagert und folgerichtig wird ihm auch kein Farbstoff zugesetzt. 
Dass Alkohol in jeder Form gefährlich sein kann, ist hinreichend bekannt. Alkohol kann brennen und sein übermäßiger Konsum ist auf andere Weise schädlich. Dass aber auch die Herstellung ihre Gefahren birgt, wurde 1919 bei einem Unglück in Boston 21 Menschen zum Verhängnis. Aus WIKIPEDIA ist zu erfahren, dass ein Tank, gefüllt mit 8700 Kubikmetern des klebrigen Sirups explodierte und mit seinen knapp neun Millionen Liter Inhalt in einer bis zu neun Metern hohen Welle die Innenstadt  flutete. Die klebrige Flüssigkeit breitete sich mit einer Geschwindigkeit von bis 50 Kilometern pro Stunde aus. Die Explosion war so heftig, dass man zuerst von einem Sprengstoff-Anschlag ausging. "Durch das Unglück wurden 21 Menschen getötet und 150 verletzt. In der Bostoner Innenstadt wurden zahlreiche Gebäude bis auf die Fundamente zerstört. Die Eisenteile des geborstenen Tanks flogen bis zu 200 Meter weit durch die Stadt." ist weiterhin in diesem Beitrag nachzulesen.
So etwas kann in Flensburg heutzutage mangels Masse nicht passieren. Die hier produzierten Mengen Rum-Verschnitt kommen mit viel weniger als achtkommasieben Millionen Litern Melasse aus. 

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Destillierapparat
Foto: Dolleruper Destille
Bei einem Besuch in der Dolleruper Destille konnten wir heute beobachten, wie Rhum aus vergorenem Zuckerrohrsaft destilliert wird. Wir hörten, dass die ersten Fässer bereits gefüllt sind, das Getränk jedoch noch einige Zeit reifen muss. Damit wird in in der Nähe der Rum-Stadt Flensburg erstmals auch Rhum gebrannt. Der Besuch war insgesamt sehr informativ, wir haben viel über das Brennen von Schnäpsen erfahren. Dabei kam auch eine Gefahr zur Sprache, die schnell bedrohlich werden kann. Beim Brennen ensteht zu Beginn neben dem gewünschten, weil berauschenden Äthylalkohol auch der gefährliche Methylalkohol. Während man von ersterem doppelsichtig werden kann, führt letzterer zu Blindheit und Tod. Doch in jedem Schrecken liegt auch ein Trost: Patienten mit einer Methylalkoholvergiftung, so erfuhren wir, werden drei Tage lang an den Tropf gehängt und bekommen Äthylalkohol direkt in die Vene geträufelt. Ob die Blindheit dann auch wieder behoben ist, haben wir nicht erfragt und auch nicht erfahren. 

Schnäpse selber zu brennen ist mit einfacher Ausrüstung möglich. Aber vergnüglicher ist es zweifelsohne, bei der Rum-Regatta die Ziellinie als Zweiter segelnd zu passieren. Wer das schafft, dem winkt als Preis gleich eine Drei-Liter-Flasche Rum-Verschnitt.