Der kleine Zweimaster SUTJE, der in der Nacht zum 30.01. 2015 im Flensburger Yachthafen sank, ist wieder aufgetaucht. Heute Morgen rückt ein Bergekommando der Flensburger Hafen GmbH mit einem Schwimmkran und Tauchern an, um den Schoner zu bergen. Bei mäßigem bis frischem Nordwind und Temperaturen um den Gefrierpunkt keine wirklich verlockende Aktion. Aber die Zeit drängt. Vom Hafenmeister erfahren wir, dass der Grund aus etwa einer etwa drei Meter dicken Schlammschicht besteht. Ist ein Schiff erst einmal in diesen “Mudd”, eingesunken, wird die Bergung erheblich aufwändiger. Dazu stehen weitere Frosttage und –nächte bevor, in denen das Hafenwasser gefrieren kann. Also, um es kurz zu sagen: Warten hat keinen Zweck.
Vom Kranhaken über der Untergangsstelle baumeln schon die Hebezeugketten, als der Taucher zwei Hebegurte unter dem Rumpf hindurchzieht. Das dauerte eine ganze Weile, vielleicht steckt der Rumpfes schon teilweise im Schlamm. Als das Zeichen: “Hiev an!” gegeben wird, ist Mittag schon vorbei. Die Ketten straffen sich Millimeter um Millimeter und nach einer Weile stellen sich die Masten auf. Sie stachen bis dahin nach achtern geneigt aus dem Wasser. Dann werden endlich erste Teile des Rumpfes sichtbar: eine GPS Antenne, dann die Gaffeln mit den Segeln, schließlich das Deckshaus, die Reeling und dann der Bug. Als der Klüverbaum unter die Steganlage zu geraten droht, wird der Schwimmkran mit der unter Wasser schwebenden Last neu justiert.
Der Steg ist voller Zuschauer. Darunter ein paar Hafenbummler, die immer da sind, wenn etwas Ungewöhnliches passiert. Aber auch ein ganzer Zug einer Feuerwehrschule. Sie nutzt die Gelegenheit zu einer praxisnahen Unterrrichtsstunde. Uns kriecht schon die Kälte in Fingerspitzen und Füße, als das Deck über der Waseroberfläche erscheint. Nun können zwei Pumpen in den Rumpf gesenkt werden, die das Wasser wieder dahin bringen, wohin es gehört: in den Hafen. Inzwischen sind die Feuerwehreleven schon wieder weg, die nächste Unterrichtsstunde ruft.
Uns ist kalt. Auf dem Rückweg riechen wir den typischen dumpfen Geruch von altem Öl mit Seewasser.