Aber ein treffender Titel wäre es dennoch gewesen, geht es doch um nicht weniger als den Austausch der "Hauptmaschine" wie die Skipperin mit Stolz in der Stimme sagt. Damit spielt sie darauf an, dass größere Schiffe oft mehrere Maschinen an Bord haben: Als Antrieb für den Generator oder als Lenzpumpe um einmal zwei Beispiele zu nennen. Früher, als es noch Glühkopfmotoren mit großem Volumen auf Schleppern, Fischereifahrzeugen und Frachtschiffen gab, wurde zum Starten Pressluft benötigt, die durch eine "Hilfsmaschine" zusammen mit einem Kompressor in große Vorratsbehälter geblasen wurde. Auch das Ankerspill und andere Winschen bekamen ihre Kraft von kleineren Verbrennungsmotoren. Die wurden oftmals liebevoll "Jockel" genannt.
Jetzt lieber noch einmal genau hingucken. Ist alles vorhanden? Können empfindliche Kabel oder Leitungen beschädigt werden? Foto: Wiebke Kühn |
Drehzahl, desto weniger Leistung, desto weniger Verbrauch. Wer sich auskennt, könnte jetzt einwerfen, dass damit dem Motor geschadet wird, denn er neigt bei niedriger Drehzahl zu einer unvollständigen Verbrennung. Diese hinterlässt Russ im Brennraum, der das Motorenöl schneller altern lässt. Stimmt. Also darf man an dieser Stelle nicht übertreiben und die
Die "Alte" macht Platz im Maschinenraum. Foto: Saskia Adam |
Die Antriebstechnik auf Schiffen ist ein sehr vielschichtiges Thema. Es nimmt bei der Ausbildung von Schiffbetriebstechnikern einen großen Raum ein. Man ist schon vollauf beschäftigt, alle Systeme zu kontrollieren, ohne eine Meile zurückzulegen.
Warum sollte dann ein Segelschiff überhaupt einen Antriebsmotor haben? Schließlich ist man früher auch ohne ausgekommen. Tatsächlich hat Kolumbus Amerika erreicht und zwar Jahrhunderte vor der Erfindung technischer Antriebssysteme. Die ungezählten Fischer, Lotsen, Zollsegler fuhren bis in die ersten Jahrzehnte des 20sten Jhds. ohne Antriebsmotor.
Auch Kriegsschiffe wurden erst sehr spät motorisiert.
Da kommt schon die "Neue" an. Foto: Saskia Adam |
Doch zurück zu RYVAR und ihrer "Hauptmaschine". Bevor die "Neue" rein kann, muss die "Alte" raus. Da sie ja immer noch zuverlässig arbeitet, soll sie ihren Platz auf einem anderen Schiff finden. Deshalb soll sie möglichst am Stück herausgenommen werden. Genau so soll die "Neue" am Stück ihren Platz im Maschinenraum einnehmen. Die Anschlussmaße sind nahezu identisch, sodass das Getriebe mit geringer Modifikation weiter verwendet werden könnte. Auch die Motorlager brauchen nicht versetzt werden. Jedoch bedingt die größere Leistung und damit das höhere Drehmoment der "Neuen" neue Motorlager. Deren Spezifikationen können berechnet werden. Das ist ein Thema für Spezialisten.
Im Augenblick ist der Montageplatz im Maschinenraum für die "Neue" vorbereitet und die Eigner warten auf das Ergebnis der Berechnungen. Dann können die fehlenden Teile beschafft und eingebaut werden. Der Winter ist ja noch lang.