"In Häfen hat es immer schon Ratten gegeben", war bisher die mehrheitliche Auffassung der Schiffseigner - solange das eigene Schiff nicht betroffen war. Jetzt scheint sich diese Haltung ein wenig zu ändern. Ein Traditionssegler wurde bereits an einen anderen Liegeplatz verbracht. Auf einem anderen wurden in kurzer Zeit sechs Ratten gefangen, nachdem erstmals Fallen aufgestellt wurden.
Die HAFENMELDUNGEN hatten verschiedentlich über die fortwährende Rattenplage am Bohlwerk berichtet. Im Sommer tummeln sich Ratten, zur Freude mancher Besucher, in der Steinschüttung entlang der Museumswerft. Einige von ihnen sind tierlieb und haben gerne von ihren Fischbrötchen abgegeben, was die Population der Nagetiere auf konstant hohem Niveau hielt. Aber die Zeiten ändern sich und jetzt, in der winterlichen Kälte sind härtere Tage für die flinken Pelztiere angebrochen. Seitdem auch noch LILLE BJØRN durch die Abwrackaktion bei der Museumswerft als Brückenkopf ausfällt, sind die gefräßigen Nager in hellen Scharen in die Umgebung geflohen. Wer einmal auf der alten Hulk zu Besuch war, berichtet mit leisem Gruseln, dass Jackenärmel und Hosenbeine zugebunden werden mussten, um die eigene Unterwäsche frei von Ratten zu halten. Die suchten sich mittlerweile auf anderen Traditionsschiffen eine neue Bleibe.
Rattenfalle mit Nutella als Köder Quelle: WIKIPEDIA |
Allerdings geraten nicht alle Ratten in diese "Lebendfallen". Als Lernwillige und -fähige Gruppentiere haben sie bald den Bogen raus und verzichten auf die schmackhafte Verlockung.
Andere Methoden sind in Deutschland dem Privatmenschen verboten, weil sie entweder gegen den Tierschutz, den Artenschutz oder den Umweltschutz verstoßen. Bleibt nur die Frage, was mit den lebend gefangenen Ratten geschieht. Morgen kommt ja der Nikolaus ans Bohlwerk. Ob er sie wohl mitnehmen möchte?
Mittlerweile versuchen sich die Schiffer zu schützen, indem sie alle Zugänge zum Inneren der Schiffe versperren und alle Nahrungsmittel von Bord entfernen.
Jetzt könnte man sagen: Problem erkannt - Problem gebannt und sich anderen Themen zuwenden. Wenn da nicht ein klitzekleines Problemchen übrig bliebe: Holzschiffe müssen gut gelüftet werden, wenn sie nicht Opfer von Schwitzwasser und Schimmel werden sollen. Nun sieht man statt offener Steckschotten Lochbleche und Windhutzen werden verstopft. Doch so kommt weniger Luft in die Schiffe. Nun muss der Innenraum mit elektrischen Lüftern zwangsweise belüftet werden. Bleibt die Sorge, dass am Bohlwerk ein hergelaufener Spaßvogel in der Nacht die Stecker aus den Anschlusskästen zieht. Dann ist bald ein neuer Satz Batterien fällig, es sei denn, man baut ein Relais vor die Lüfter, das die Leitung (12V) trennt, wenn der Landstrom ausfällt.
Das alles machen die Skipper gerne, besonders vor den Feiertagen, dient es doch der Attraktivität Flensburgs. Im übrigen freuen sie sich, die schönen Schiffe mitten in der Stadt präsentieren zu dürfen.