Ein Bootsbauer aus Mecklenburg-Vorpommern erzählte einmal seine
Eindrücke von städtischen Besuchern auf der Werft, wo er arbeitet. Es
ist Februar, Temperaturen um die null Grad, Schauer von Schnee und
Regen. Die Werkzeuge sind eiskalt, die Hände und Füße auch. Er arbeitet
im Freien an einem alten Zeesboot. Kommen Leute aus der Stadt gucken hier und
gucken da. Schließlich sagen sie "Einen romantischen Beruf haben sie
aber auch! Immer an der frischen Luft arbeiten! Sie müssen doch rundum
glücklich sein!"
Im Museumshafen ist man in diesen Tagen noch glücklicher, weil die
Temperaturen nun endlich angenehm sind. Noch. Für die kommenden
Tage ist eine Kaltfront angesagt. Was das bedeutet weiss man ja: Regen,
böiger Wind sinkende Temperaturen. Also heisst die Parole " emsig",
emsig, um noch so viel zu schaffen wie die verbleibende Zeit zulässt.
Leider sehen viele Passanten darin nur ein abschreckendes Beispiel. "Das
wäre mir aber zu viel Arbeit" ist ein häufiger Kommentar. Dabei wird
"Arbeit" so ausgesprochen, als ginge es um eine heimtückische Krankheit.
Dass wir glücklich sind, hat noch keiner von ihnen vermutet. So weit
ist es mit uns gekommen.
Vor langer Zeit, als die Schiffe im Museumshafen gebaut
wurden, war Arbeit so selbstverständlich, dass es kaum lohnte, über sie
zu sprechen. Sie war einfach da und musste gemacht werden.
Spricht
man heute mit den Nachbarn am Bohlwerk, ist auch die
Arbeit ein Thema. Was machst Du gerade? Kannst Du mal bei mir mit anpacken? Lob ist eher selten, frei nach dem schwäbischen
Motto "Net g'schompfe isch g'lobt g'nug" (nicht geschimpft ist genug
gelobt). Und wenn es nichts zu loben gibt? Heute sagte ein Nachbar mit
Blick auf einen desolaten Gaffelbaum: "Das erledigt sich natürlich nicht
mit einer Flasche Bier in der Hand". Wie wahr!
Das selbe kann man auch von dem rostigen Stockanker sagen, den Achim aus dem Hafen geangelt hat.
An MEJSEN werden derweil augenscheinlich die Planken- nähte kritisch untersucht.
Das Deckshaus von CHARLOTTE kann ebenfalls nicht mit der Bierflasche in der Hand repariert werden. Die Jahre haben eben ihre Spuren hinterlassen. Die will der neue Eigner nun gleich zu Anfang seiner Liaison mit dem schönen weissen Haikutter beseitigen lassen.
Auch auf FULVIA wird emsig weiter gearbeitet. Was da genau gemacht wird, bleibt dem Blick verborgen. Eine Bierflasche ist auch hier nicht zu sehen.
Ebenso, wonach Uwe auf seiner BODIL ausspäht. Eine Bierflasche wird es nicht sein. Was Werner an seinem luftigen Arbeitsplatz sieht? Ist doch klar: Arbeit, jede Menge Arbeit. Und für eine Flasche Bier ist da keine Hand frei.
Dieses Tagebuch wird für Liebhaber und Freunde traditioneller Segelschiffe geschrieben. Es gibt ausschließlich persönliche Eindrücke und Gedanken wieder. Daher ist es unvollständig und subjektiv. Für Irrtümer bitte ich um Nachsicht. Vielleicht findet ihr Zeit, einen Kommentar an die Mailanschrift in "Impressum/Kontakt" zu schreiben. Dafür schon im voraus herzlichen Dank! Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.
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