Annemearie Schulte-Wülwer: "Schöne Beine" aus Farbe gegossen. |
Zur Zeit wird unter der Winterplane die Lackierung des eigenen Schiffes ausbessert. Heute sind der Klüverbaum (liegt an Deck) und die Sülls der Deckshäuser dran. In einigen Häfen liegen Schiffe, die einen neuen Eigner bekommen sollen. Der hält sich aber schon seit Jahren zurück. Dutzende Anzeigen auf einschlägigen Internetseiten wurden geschaltet. Traditionsschiff-liebende Passanten werden mit Texttafeln angelockt, auf denen die Worte "zu verkaufen" den Kern der Nachricht ausmachen. Auch Yachtmakler werden bemüht, mühen sich nicht selbst. Was läuft falsch?
Liebe Freunde, der Markt muss zum Angebot passen! Wer kauft schon Fische auf dem Flohmarkt? Lasst das Schleifen und Pönen, erklärt den schwimmenden Untersatz zum Kunstwerk. Sagt Interessenten, die sich als alte Salzbuckel verkleiden, dass sie sich vom Acker machen sollen! Kunstfreunde sind die wirklichen Liebhaber abblätternder Farbe und körnig-rissiger Lackierungen! Eure Schiffe gehören nicht in Museumshäfen! Das MoMA als künftiger Liegeplatz, das isses!
Nun braucht es nur noch eines Szene-typischen Schmäh etwa in der Qualität von: "Die Rezeption des Schiffes als Methapher für die Vergänglichkeit kulminiert in den vielen Rissen und Sprüngen der Oberschicht, wie sie nicht nur in der Sozietas, nein, mehr noch, in jedem gelebten Individuum von Spannung und Verlust Zeugnis gibt..." oder so ähnlich. Nur Mut.