Aus dem ersten Beitrag können wir mitnehmen, dass eine Rettungsweste unverzichtbar ist, um die ersten Minuten im Wasser zu überleben, in denen Schock und Ohnmacht das Opfer sehr schnell außer Gefecht setzen. Der zweite Beitrag klärt darüber auf, dass unterkühlte Opfer auch nach der Bergung noch längst nicht gerettet sind und deswegen sehr schonend behandelt werden müssen.
Was zwischen über-Bord fallen und Bergung liegt, wird in der Literatur und in der Standardausbildung zu den Boots-Führerscheinen ausführlich abgehandelt. Wichtig erscheint nur ein Hinweis: Jedes Boot verhält sich je nach Wind- Strömungs- und Seegangsverhältnissen unterschiedlich. Deshalb sollte jeder Bootsführer häufig und unter wechselnden Bedingungen versuchen, geeignete Manöver und den Einsatz der Rettungsmittel zu üben. Wer schon mal versucht hat, einen bewegungslosen Körper aus dem Wasser zu ziehen, weiß wie schwer das sein kann. Bei größeren Booten kann eine Rettungstalje mit vier Parten bei den Großwanten helfen. Im Sommer könnte ein Teil des Freizeitvergnügen werden, seine Crew und sich selbst zu trainieren. Denn was der Volksmund beim Geld rät, gilt mindestens auch bei Menschenleben: "Übe in der Zeit, dann kannst Du in der Not".
Klassiker-Regatta. Keiner trägt Rettungsweste, niemand in exponierter Position ist gesichert. Foto: © Guido Panini/Panerai in YACHT-online |
Der beste Garant für eine gesunde Heimkehr ist, an Bord zu bleiben. Leider hat sich diese Einsicht nicht weit genug verbreitet. An jedem beliebigen Tag auf dem Wasser haben nur Wenige eine Rettungsweste angelegt, oft laufen sogar kleine Kinder ungeschützt an Deck herum. Die Spitze der Hackreihe nehmen die ein, die mit den Händen in der Hosentasche am Heck- oder Bugkorb stehen oder darauf sitzen. Denn Seemannschaft scheint nur was für Memmen und Weicheier zu sein. Das ist nur konsequent, wenn selbst in renommierten Segelzeitschriften Regatta-Fotos gezeigt werden, in denen jemand ungesichert auf der äußersten Bugspitze balanciert. Das erzeugt falsche Leitbilder und lenkt davon ab, sich eigene Gedanken über seine Sicherheit zu machen.
Ein blank lackiertes Deck macht bei trockenem Wetter einen guten Eindruck, ist aber bei Regen eine prima Rutschbahn. Besser ist, Quarzsand einzustreuen oder gleich rutschhemmende Beläge vorzusehen. Offene Holzdecks sind auch bei Nässe trittsicher - sofern sie sauber gehalten werden. Liegen Strecktaue auf dem Deck, erlauben sie sich bestmöglich an der Sicherungsleine zu bewegen. Zwei Leinen am Mann erlauben von einem Sicherungspunkt zum nächsten zu wechseln ohne die feste Verbindung zum Boot zu verlieren. Aber Leinen auf dem Deck können rollen und machen den Auftritt unsicher. Besser eignen sich flache Gurte. Die Gurte oder Leinen müssen so geführt werden, dass niemand an der Sicherungsleine hängend über die Bordkante rutschen kann. Am besten ausprobieren, bevor die Befestigungspunkte endgültig auf dem Deck verschraubt werden. Es gibt eine Menge zu überlegen, um das Boot möglichst sicher auszurüsten. Aber es lohnt sich und hilft allen an Bord, ob groß oder klein, Mann oder Frau.
Ein Sicherheitsrisiko betrifft offenkundig nur Männer. Zumindest gibt das Internet keine Informationen über Unfälle von Frauen mit der selben Ursache. Wir wissen allerdings auch nicht, wie oft Männer betroffen sind, weil diese Ursache meist nur vermutet werden kann, weil die Opfer oft für ihre Rettung zu spät vermisst werden. Es bringt nichts darüber zu spekulieren, wie viele Hände man braucht, um über die Reling zu pinkeln. Wir können nur raten: Lasst es einfach sein. Wer nachts alleine an Deck ist und niemand kann das Ruder übernehmen: Lasst einfach in die Plicht entweichen, was der Körper nicht mehr halten kann. Es ist nichts, was zu einem günstigen Zeitpunkt später mehr als ein paar Pützen Wasser benötigt. Und weil wir es gerade von der Nachtfahrt haben: Blinklichter man Mann sind keine schlechte Idee, wenn man den Wunsch hat, gefunden zu werden.
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Unterkühlte Opfer bergen
Kaltwasserschock