Im Winter gibt es für den Bootseigner meist nicht viel zu tun. Das Schmuckstück liegt unter der Winterplane eingepackt und zerrt nur sachte an den Festmacherleinen. Zeit, den Blick auch mal auf andere Themen zu lenken. Könnte man meinen, wenn es nicht das Thema "Atlantische Tiefausläufer" gäbe. In der letzten Woche hatte ein solches System das Geschehen hier im Norden fest im Griff. War das Wetter zuvor noch bemerkenswert warm, sank mit dem Luftdruck auch die Außentemperatur und die Meterologen überschlugen sich geradezu in ihren warnenden Vorhersagen. "Orkanböen über Nord- und Ostsee" und "Sturmflutwarnung für Nord- und Ostsee" gefolgt von "höchste Wasserstände der letzten zehn Jahre erwartet". Was man sonst leichterhand als das übliche Unterhaltungsprogramm der Wetterfrösche abtut - diesmal lohnte sich, genau zuzuhören. Denn im Laufe des Tages stieg das Wasser unaufhölich und erreichte nach Mitternacht seinen Höchststand. Das waren auf dem Pegel im Flensburger Hafen 1,79 Meter höher als der mittlere Wasserstand. Seit dem letzten Höchststand war tatsächlich erst eine Dekade vergangen. Diesmal stieg das Wasser sogar noch um einige Zentimeter höher. Damit war auf dem ganzen Areal rund um die Schiffbrücke Landunter zu melden. Geschäfte, Gaststätten und sogar das erst kürzlich neu eröffnete "Hotel Hafen Flensburg" wurden unter Wasser gesetzt. Für diese Flut waren auch die Festmacher eines Mehrzweckschiffes an der Stadtpier zu kurz. Sie drohten das Schiff unter Wasser zu ziehen. Glücklicherweise konnte die Wasserschutzpolizei Schlimmeres verhindern.
Auch das Bohlwerk war komplett überflutet. Einige Schiffeigner aus dem Museumshafen konnten ihre Leinen selber fieren. Anderen sprangen freundliche Helfer von benachbarten Schiffen bzw. aus der Nachbarschaft bei. Das ist durchaus nicht selbstverständlich, denn das Manöver hat seine Tücken, weil die Kante des Bohlwerks zu dem Zeitpunkt in der Nacht schon selbst unter Wasser verschwunden war und die Festmacherleinen mit ihnen. Außerdem ist es nicht so ganz einfach auf ein Schiff zu kommen, das fast mannshoch über den Helfern in den Wellen schaukelt. Da kann man nur sagen: Hut ab, vor so viel Hilfsbereitschaft!
Einige Tage später hatte der Sturm seine Richtung geändert und er war gleichzeitig erheblich schwächer geworden. Das Wasser, das er in die Förde gepresst hatte floss ab wurde nun in der Südöstlichen Ostsee zum Problem. Flensburg war noch mal davon gekommen. Wenn man von den Schäden der Hafenanrainer und einzelner PKW-Besitzer einmal absieht.
Und hier ist der Bericht aus dem Flensburger Tageblatt über die Flut im Hafen.
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