12.01.17 Bootsbau in Hardanger

Traditioneller Bootsbau ist eine Kunst, die nur noch an wenigen Plätzen in Europa intensiv gepflegt wird. Vor mehreren Jahren fiel uns in Brest eine Gruppe aus Norwegen auf, die mitten im Trubel der "Fête des marins" (Fest der Seeleute) eine historische Sjekte bauten. Uns begeisterte zu sehen, wie die äußert dünnen Planken des geklinkerten Bootes als "Spaltprodukte" von sehr gerade und astfrei gewachsenen Stämmen hergestellt wurden. An Werkzeugen konnten wir nur Dechsel, Sägen, Stecheisen, Ziehklinge, Handbohrer und Hämmer entdecken. Und dennoch entstand in nur wenigen Tagen ein wunderschönes stabiles und dazu sehr leichtes Boot. Daran erinnerte uns das Video, das wir unlängst im Internet fanden. Zu sehen ist, wie die Außenkontur einer Wrange nur mit Hilfe einer Axt aus einem gewachsenen Krummholz hergestellt und eingepasst wird.



Im kommerziellen Bootsbau ist diese Handwerkskunst heute nicht mehr wirtschaftlich. Dennoch werden immer noch einzelne Arbeitsschritte in handwerklich auf überkommene Weise ausgeführt. Aber mit sinkender Nachfrage nach traditionellenm Bootsbau wird auch das vermutlich immer seltener geübt. Ein Beispiel haben wir am 24. November 2014 bei der Restauration des Marstalschoners MARTHA in Chr. Johnsons Badebyggeri in Egernsund besichtigen können und darüber in den HAFENMELDUNGEN berichtet.

Um so wichtiger, dass Enthusiasten in allen Ländern diese überkommene Technik lebendig erhalten. Derweil wird an der Spitze des technischen Fortschritts (Industrie 4.0) an einer zunehmenden Verflechtung von Werkzeug und Computer gearbeitet. Das Ziel ist, dass Menschen kein Werkzeug mehr in die Hand nehmen müssen - außer ihrem Rechner. Doch bei allem Respekt vor den Versprechungen von "Industrie 4.0", die heutzutage landauf, landab diskutiert werden - es dauert noch eine Weile, bis traditionell gebaute Sjekten aus dem 3D-Drucker purzeln.