Blicke der Besucher von Hafenfesten oder auch nur des Bohlwerks folgen oft gedankenverloren den vielen Leinen im Rigg eines traditionell getakelten Segelschiffs. Wie um alles in der Welt kann man bei diesen vielen Strippen nur die Übersicht behalten? Und wirklich, bereits auf kleineren Segelbooten sind erstaunliche Längen unterschiedlicher Taue verbaut. Schon auf unserer Ketsch benötigt die vierpartige Talje, an der wir in den Masttopp klettern (13 Meter) ca. 90 Meter. Sie ist zwar unsere längste, aber nur eine von vielen für die unterschiedlichen Zwecke. Dazu kommen Fallen, Schoten, Beiholer. Nicht gerechnet die vielen Schnüre und Kordeln mit denen die Lieken der Segel verstärkt oder die Tampen der Taue benäht sind. Dazu Festmacher, Reefleinen, Strecker,... wollte man alle aufzählen käme man kaum zum Ende. Rechnet man die Gesamtlänge kommt man sicherlich auf einige hundert Meter. Dabei ist unsere Ketsch mit etwa 18 Metern Gesamtlänge nicht einmal riesig. Heute kommen diese großen Mengen im allgemeinen vom Versandhändler oder aus dem Yachtshop.
Früher gehörten in vielen Hafenstädten neben Werften auch Reepschläger zu den geachteten Handwerksbetrieben. Beide waren an ihren großen Arbeitsplätzen leicht zu erkennen - die Reepschläger an ihren oft mehrere hundert Meter langen Reeperbahnen. Mit der industriellen Herstellung moderner Seile und Taue sind sie verschwunden. Nur noch die Namen der Plätze, an denen sie einst standen, sind erhalten geblieben. In Flensburg erinnert die Straße "Reepschlägerbahn" an das alte Handwerk.
An einigen Orten wird es in Museumswerkstätten weiter gepflegt. Wir haben hier ein Video vom Hardanger Fartøyvernsenter gefunden, in dem eine junge Frau das Seilerhandwerk demonstriert.
Was die Orientierung im Rigg der alten Segler betrifft: Einfach mal fragen, wenn jemand an Bord ist. Und wenn man schon an Bord ist, genügt oft ein Zupfen an den Leinen und ein Blick nach oben. Nach und nach gibt sich dann die Ordnung im scheinbaren Chaos zu erkennen.