27.09.14 Wieder zurück

Gestern waren alle wesentliche Arbeiten abgeschlossen, die unseren Aufenthalt auf der Werft erforderten. Was jetzt noch zu tun bleibt, kann genau so gut am angestammten Liegeplatz in Flensburg erledigt werden. Nicht, dass der Werftplatz in Egernsund besonders unangenehm ist. Eher im Gegenteil, wenn man von den Tagen mit Nordostwind von sechs und sieben Beaufort absieht. Da bläst der Wind über einen langen Weg aus dem Nybol Noor und baut eine See mit kurzen Wellen auf. Die schütteln das Schiff an der Werftpier durch, wie vor langen Jahren die Straßenbahn auf Schienen aus der Vorkriegszeit ihre Passagiere. Mit jeder Stunde steigt das Risiko, ein Schleudertrauma zu erleiden. Ohne Masten bewegt sich das Schiff ungewohnt und unangenehm hart. Ansonsten ist der Platz und der Aufenthalt eher idyllisch und durchaus erträglich. Am frühen Morgen kommen
 
die Fischer mit ihren Booten vom Fang zurück. Wo kann man sonst noch den beschaulichen Klang der Einzylinder Marstal-Motoren hören? Anderenorts haben die Fischer schon seit langem auf Außenborder umgerüstet und rasen zu ihren Fangplätzen, als hätte man dort den letzten Fisch in der Ostsee gesehen. 
Interessant sind auch die Arbeiten der Werft an den verschiedenen Schiffen, die dort umgebaut oder überholt werden. FRIEDA von Hadersleben, ehemals Schiff des Museumshafens Flensburg, liegt auch dort. Aktuell ist der bekannte Herreshoff Schoner MISTRAL aus Flensburg dort an Land zu besichtigen. Er macht nicht nur wegen des berühmten Namens seines Konstrukteurs neugierig. Auch regt die Form seines Vorstevens zum Nachdenken an. 

Vor drei Tagen:Die Masten stehen, noch unverstagt.
Im Vordergrund: Rundhölzer einer anderen Yacht


Nun stehen die Masten nach der Überholung wieder an ihrem angestammten Platz. Sie wurden von einem Krahn mit dem gesamten laufenden und stehenden Gut in die Mastlöcher abgesenkt und in der Mastspur auf dem Kiel eingefädelt. Auch die Ungewissheit ist zuende, ob die Wanten tatsächlich richtig auf die Kälber aufgelegt und ob alle Blöcke in der richtigen Richtung an dem richtigen Platz angebracht wurden. Die Leitungen für die Positionslampen und Antennen sind korrekt angeschlossen und die Segel wieder an den Rundhölzern und Mastringen angetaket. WIEBKE BOHLEN ist wieder ein vollständiges und funktionsfähiges Segelschiff. 




SIONNACHAN mit ca. 6 kn über Grund
Um 12.00 Uhr passieren wir die Klappbrücke in Egernsund, die im Sommer tagsüber immer zur vollen Stunde öffnet und fahren in die Rinkenaes Bucht ein. Der Wind weht frisch aus West, also genau von vorne. Im Fernglas gibt  sich die große weiße Gaffelketsch unter dem Ufer von Holnis als PIROLA zu erkennen. Zahlreiche Segeljachten fahren Richtung Äußere Förde. Sie können raumschots segeln, mit weiß schäumender Bugwelle.  Wir laufen unter Maschine, die muss auch mal wieder warmgefahren werden. Bei den Ochseninseln sehen wir MAJA und den Bornholmer Lachskutter VAAR  aus dem Historischen Hafen Flensburg. Später kommt uns THOR aus dem Museumshafen entgegen. Sie sind leider alle zu weit entfernt, als dass wir einen Gruß tauschen können. Vor der Einfahrt zum Flensburger Hafen kreuzt SIONNACHAN mit beachtlicher Geschwindigkeit gegen den hier aus Süd wehenden Wind. 

Das Bohlwerk ist an diesem sonnigen Herbsttag voller Menschen. Eine Gruppe folgt den Ausführungen der Touristenführerin. Ein freundlicher Nachbar fragt als wir uns seinem Liegeplatz nähern, ob unsere Masten neu seien. So ein Schmeichler, aber es tut gut. Auf dem Bohlwerk stehen und sitzen auch bei unserem Liegeplatz zahlreiche Besucher und beobachten, gemächlich Fischbrötchen kauend, unser Anlegemanöver. Wir sind wieder im Museumshafen.