07.09.14 Dichtung und Trockenheit (4)

In den bisherigen Beiträgen zum Thema "Decksnähte abdichten" wurde die Reparatur eines traditionell gelegten und kalfaterten Decks in drei Abschnitten beschrieben. Jetzt fehlen noch vier letzte Schritte: Nachkalfatern, Isolieren, Abkleben und Vergießen.
Zuvor lohnt sich ein Blick in die mittlerweile geöffnete und gereinigte Plankennaht. Sind die Flanken sauber und trocken? Ist das Kalfat am Grund der Naht hell und trocken? Wenn nein, muss hier noch ein wenig nachgebessert werden. Die Flankennaht soll ausschließlich helles, gesundes glattes Holz ohne Risse zeigen. Anderenfalls muss der letzte Schritt so lange wiederholt werden, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Zum Abschluss wird die offene Naht von Staub und allen Resten der alten Versiegelung gereinigt. Die Anschlussstellen zur bisherigen Versiegelung müssen besonders gut gereinigt werden, weil Staub und unsaubere Kanten bei künftigen Regengüssen ungefähr so wirken, wie ein undichter Stopfen in der Badewanne.
Nun bekommt das Kalfat noch behutsame(!) Schläge mit einem geeigneten "Kalfateisen". Behutsam deswegen, weil es (das Kalfat) nicht erneuert wurde. Aber seine Oberfläche hat vermutlich beim Schleifen der Plankenseiten ein wenig gelitten und soll nun verdichtet werden. Bewährt hat sich auf unserem Schiff mit Baumwollkalfat in ca. vier bis fünf Millimeter breiten Fugen ein normaler Hammer von 1500 Gramm. Der entwickelt einen ziemlichen Druck, deshalb immer nur locker und leicht mit Setzschlägen aus dem Handgelenk heraus schlagen!
Als geeignetes Werkzeug hat sich ein Stück drei Millimeter dickes und drei Zentimeter breites Kupferblech bewährt, das mit zwei Fingern in der Nut nach jedem Schlag um etwa drei Zentimeter versetzt wird. 
Da wir die ganze Operation nach einem kräftigen Regenguss, oder nach tagelangem Dauerregen durchziehen, kann es sein, dass uns beim Verdichten des Kalfats Wasser aus der Fuge spritzt, oder dass unser "Kalfateisen" an der Klinge nass wird. Das ist nicht schlimm. Jedoch kann das Holz dabei erneut nass werden. Diese Nässe muss und kann mit einem Heißluftgerät (Föhn) vor jedem weiteren Schritt getrocknet werden. Es geht dabei nur um die Holzoberfläche, nicht aber um das Kalfat. Dies zu trocknen ist 1. überflüssig und 2. auch nur mit viel Ausdauer und langem Föhnen möglich. Also einfach sein lassen. Sobald die Decksnaht geschlossen ist, trocknet es in den folgenden Tagen und Wochen von ganz alleine.

Vor dem Vergießen wird das Kalfat mit einem trennenden Material abgedeckt. Es soll verhindern, dass die Versiegelung nicht nur am Holz, sondern auch auf dem Kalfat festklebt. Das täte zwar seiner Wirkung keinen Abbruch, jedoch wäre der Aufwand bei einer irgendwann später notwendigen Reparatur unnötig hoch. Hoch, weil dann das Kalfat mit der festklebenden Versiegelung aus der Naht herausgerissen wird. Dann muss tatsächlich neu Kalfatert werden.

Als Trennmaterial kann alles verwendet werden, das dauerhaft ist, leicht in die Fuge eingelegt werden kann und nicht an dem Kalfat festklebt. Zum Beispiel klappt es mit geschlossenporigem Schaumstoff ganz wunderbar, der als Matten in der Verpackung von Elektrogeräten verwendet wird. Man kann es frei Hand in ca. vier Millimeter breite Streifen schneiden, ob mit Schere oder Messer ist egal. Leider sind die Schneidrollen von Aktenschreddern nicht geeignet, soweit versucht wurde. Bänder aus Kunststofffolie sind leider zu leicht, schon bei geringem Wind flattern sie so sehr, dass einem die Lust an der Freude vergeht.

Nun kommen wir zum letzten Schritt: Abkleben und versiegeln.
Abkleben ist eigentlich selbsterklärend: Immer an der Kante entlang, nicht über die Fuge kommen. Die Enden, wo die Reparaturstelle an die alte Versiegelung anstößt, kann gerne einen Zentimeter weit überlappen.


Es hat sich bewährt, vor dem eigentlichen Versiegeln einen alten Eimer in Lee bereitzustellen und Einmal-Handschuhe anzuziehen. Zudem ist es sinnvoll an einer anderen geeigneten Stelle zu prüfen, ob die Presse auch richtig "läuft" und nachzusehen, ob der Inhalt der Kartusche mit der Versiegelungsmasse für die gesamte Reparaturstelle ausreicht. Anderenfalls sollte eine neue Kartusche
bereitliegen. Über das eigentliche Vergießen gibt es nichts Wesentliches zu sagen. Die Naht wird abschließend mit einem leicht gerundeten Werkzeug abgezogen. Der Baumarkt hält dafür Fugenspachtel bereit. Es geht aber auch mit der runden Spitze eines Tafelmessers, eines Teelöffels oder ähnlicher Geräte. Nicht erforderlich ist, die Spitze mit Wasser oder Seifenwasser zu befeuchten, wenn man das Feierabendbier noch einen Moment warten lässt bis alles wieder aufgeräumt und gereinigt ist.
Als Versiegelungsmasse haben wir mit Produkten auf der Basis on PU (Polyurethan) gute Erfahrungen gemacht. Die vernetzen unter feuchten (nicht jedoch nassen) Bedingungen sehr gut. Das von uns verwendete Produkt erfordert auch keinen Primer, wenn Teak verarbeitet wird. Die Nähte haben länger als vier Jahre gehalten. Probleme gab es nur anfangs, als wir die Flanken nicht sauber genug vorbereitet hatten, zumal die Nähte vorher mit silikonhaltigem Material vergossen wurden.
Nun ist die Naht dicht, die Klebebänder können abgezogen und in den bereitgestellten Eimer entsorgt werden. Es hat sich bewährt, die frisch reparierte Stelle schon vor dem Aufräumen abzusperren. Wer jemals miterleben musste, wie der geliebte Lebenspartner (oder Partnerin) achtlos auf die frische Versiegelung trat und dann das makellose Teakdeck mit schwarzen Streifen verzierte, weiß warum. Die kleine Mühe sollte einem der Bordfrieden wert sein.

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