27.04.14 Endlich einhandsegeln

Das Wetter verwöhnt uns seit ein paar Tagen mit viel Sonnenschein und frischem Ostwind. Was liegt da näher, als ein paar Stunden auf der Förde zu segeln? Segeln um damit der langen Winterperiode endgültig ade zu sagen. Das Meiste, was während der Wintermonate am Boot zu erledigen war, ist geschafft. Nun gilt es herauszufinden, ob die Ideen, Pläne, Vorarbeiten und das Ergebnis auch den Erwartungen entsprechen.
Unser Winterprojekt hieß "Baumfock". Lange schon wurden unsere Kräfte und manchmal auch unsere Nerven von den in jeder Wende wild schlagenden Fockschoten strapaziert. An einhandsegeln war nicht zu denken, wenn der Wind stärker als drei Beaufort wehte. Die Schoten fanden immer einen Haken,
Der Schotenfänger sollte verschont bleiben.
an denen sie sich festklammern konnten. Meist waren es die Belegnägel an dem Lümmellager des Großbaums. Sie zu entfernen hätte bedeutet, den schönen alten Beschlag aus Bronze mit der Säge zu amputieren. Das brachten wir nicht übers Herz. Mit dem Klüver gab es im Gegensatz dazu keine Probleme. Außer bei Starkwind und Sturm, aber dann fuhren wir doppelte Schoten, denn Winschen gibt es nicht an Bord.
Also sollte das Schiff, eine traditionelle Colin Archer Ketsch von knapp dreizehn Meter Länge und etwa 20 Tonnen Verdrängung eine selbst wendende Fock bekommen. Weil wir keine Erfahrungen für diese Einrichtung mitbrachten und das Internet auch nur dürftige Informationen bot, sollte ein Versuch mehr Klarheit bringen. Änderungen am Schiff durften deshalb keine Spuren hinterlassen, falls der Versuch erfolglos bliebe. Aus demselben Grund wollten wir auch nur wenig Geld für Material und Hilfsmittel einsetzen. Am Ende waren es weniger als 200 Euro für Holz, Segel, Schrauben, Klebstoff und Lack für einen Fockbaum von 4,80 Meter Länge und ein Segel mit ca. 18 m² Fläche. Unsere eigene Arbeitszeit haben wir natürlich nicht eingerechnet. Das war Zeit um den Baum herzustellen und um eine gebrauchte Genua so abzuändern, dass sie in unser Vorsegeldreieck passt.
Das Ergebnis der Überlegungen war eine Baumfock, die heute zum ersten Mal ihren Praxistest bestehen sollte. Und der war ein voller Erfolg. Alle Manöver liefen reibungslos, keine Leine hat sich verhakt und der Rudergänger brauchte keine helfende Hand beim Segeln hoch am Wind, bei halbem Wind und Wind von achtern. Wenden und Halsen, alles lief so schnell wie gewohnt bei böigem frischem Wind zwischen fünf und sieben Beaufort. Und, um auch das zu sagen: Segeln mit Baumfock erscheint uns nicht gefährlicher oder sicherer als mit der normalen Fock. Aufpassen muss man ja ohnehin bei der Arbeit vorm Mast. Nun überlegen wir, ein Segel anfertigen zu lassen, um das Versuchsteil zu ersetzen. Das Segeltuch sollte schließlich auch mal einen Sturm aushalten können.

Sollte uns einmal der Stoff für die HAFENMELDUNGEN ausgehen, werden wir über das Projekt berichten.