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Das Galion mit der "Bordtoilette" |
Dreieinhalb Monaten ohne einen Fortschrittsbericht über das Projekt der
Museumswerft könnten den Schluss nahelegen, dass die Arbeit an dem Modell der
Schnaubrigg sang- und klanglos eingestellt wurde. Dem ist nicht so. Jedoch ist die Zeit der großen sichtbaren Fortschritte Vergangenheit. Da konnte man beinahe täglich beobachten, wie aus einem Spantengerüst Planke um Planke ein Rumpf entsteht. Später wurden die Baugruppen kleiner und differenzierter und die Fortschritte schienen geringer und seltener zu werden.
Das Schiff soll, so hieß es, an die große Epoche in der Stadtgeschichte erinnern, in der Flensburger im
Dreieckshandel zwischen Afrikas Goldküste, den dänisch-westindischen Inseln und der Stadt reich wurden. Wir sprechen vom ausgehenden 18. Jahrhundert.
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Blick von Steuerbord vorne auf das
Vorschiff: vorne die Kreuzpoller, das
Bratspill (re.) und das Bratspill (li.)
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Der Bau des Modells ist jedoch nur Vorläufer eines noch größeren Vorhabens. Dabei soll ein Westindienfahrer in voller Größe wieder auferstehen. Mit dem Modell sollen zum einen schiffsbautechnische Fragen geklärt, zum anderen soll das Modell ein Anschauungsobjekt im für das
Fundraising werden.
Geldgeber aus Politik und Wirtschaft könnten sich hiermit leichter überzeugen lassen, der Stadt mit dem Schiff zu einem weiteren maritim-historischen Wahrzeichen zu verhelfen. Der Nachbau würde sich damit in den Reigen mehrerer Vorhaben und Konzepte einreihen, mit der die Stadt im Wettbewerb um Touristen, Gewerbeansiedlungen
und Geschäftsreisende als Schiffshistorisches Mekka Profil gewinnen
könnte.
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Das Achterdeck von Backbord mittschiffs
nach achtern gesehen: Die Kombüse (li.)
Der Niedergang zum Kapitänslogis (re.) |
Derzeit kann man den nahezu vollständigen Rumpf mit wesentlichen Bestandteilen besichtigen. Die meisten Fortschritte sind an Deck zu sehen. Wer daran interessiert ist, muss sich jedoch auf eine Leiter stellen. Da wird ganz vorne auf dem
Galion bereits der Abtritt für die Mannschaft erkennbar. An Deck stehen die Betingspfosten, Kreuzpoller und das große
Bratspill, mit dem das Ankertau gehievt wurde. Auf dem
Kampanjedeck stehen die Hütten für die Kombüse und dahinter der Niedergang zum Logis des Kapitäns. Ganz hinten ist bereits das Radruder mit Haspel installiert, mit dem die Ruderpinne bewegt wird. Türflügel liegen bereit,
Grätings und Lukendeckel. Auf der Schanz wir zurzeit ringsum eine zusätzliche
Reling errichtet. Nun fehlen noch Rumpfbeschläge, wie beispielsweise die
Rüsteisen und natürlich eine korrekte Bemalung. Dann könnte schon die Takelage folgen.
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Die Ruderanlage |
So weit, so klar. Eigentlich könnte das Modell nach Fertigstellung auch eine Zierde für jedes schiffshistorische Museum werden. Doch die gegenwärtigen Pläne laufen eher auf einen Verkauf hinaus, oder aber auf einen Platz innerhalb der Museumswerft, so war zu erfahren. Doch bis dahin werden noch viele Tage verstreichen. In der Einzelfertigung ist der Aufwand annähernd proportional zur Anzahl unterschiedlicher Bauteile. Und davon gibt es in der Takelage jede Menge.