28.02.14 Die Geschichte der UNDINE (2)


Es mag Leute geben, die Karton-Modellbau für Kinderkram halten und nicht für eine ernst zu nehmende Angelegenheit. Das kann daher kommen, daß die Hürden für den Einstieg in die Liebhaberei recht niedrig sind, sodass auch Kinder schon damit beginnen können. Alles was man braucht, ist wenig Geld und wenige, einfache Werkzeuge. Die ganze Werkstatt passt in eine kleine Tasche. Jedoch gibt es nach "oben" fast keine Grenze, was Komplexität, handwerkliches Geschick und Sorgfalt betrifft. Ausgangspunkt ist immer ein Modellbau-Bogen, hergestellt von einem einschlägigen Verlag.

Wie kommt ein Verlag eigentlich dazu, einen neuen Modellbaubogen aufzulegen? Schließlich ist auch hier eine lange und aufwendige Vorarbeit notwendig. Bei modernen Objekten gibt es teilweise CAD-Modelle des Schiffes, von denen aus die Druckstöcke entwickelt werden. Das ist für sich alleine genommen schon schwierig genug. Man denke nur daran, dass die Klebezungen richtig gesetzt werden müssen und dass gewölbte Flächen Einschnitte an geeigneter Stelle notwendig machen. Bei historischen Vorlagen ist das noch erheblich schwieriger, weil die Ausgangsmaße häufig aus Fotografien errechnet werden müssen, bevor aus den Zeichnungen ein fertiger Modellbau-Bogen entwickelt werden kann.
Es muß schon gute Gründe geben, ein solches Projekt zu beginnen.
Im Fall der UNDINE gab der Wunsch des Museumsinspekteurs des Museums Sønderjylland - Sønderborg Slot, René Rasmussen den Ausschlag. Er suchte für sein Museum nach einem Modell des Kleinen Kreuzers UNDINE. Das sollte im Maßstab 1:00 gebaut sein und zusammen mit einigen originalen Fundstücken des 1915 versenkten Schiffes Teil einer Dauerausstellung werden um an die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu erinnern, als Sønderborg Sitz der Inspektion der Schiffsartillerie der Kaiserlichen Marine war. Hier war der Kleine Kreuzer UNDINE ab 1907 stationiert. Baugleich waren noch zwei andere Schiffe der GAZELLE-Klasse (ARCONA und FRAUENLOB). Jedoch gab es nur von UNDINE ein Modell, aus Karton und,  leider, im Maßstab 1:250.
Der hmv-Verlag erklärte sich bereit, die UNDINE als Modell in diesem Maßstab zu entwickeln. Leider verstarb der Konstrukteur des Modells, Herr Peter Brandt, während des laufenden Projektes. Fast drohte das Vorhaben zu scheitern, bis man sich entschloss, die vorhandenen "kleinen" Modellbau-Bögen durch Kopieren zu vergrößern. Das gelang. Aber es blieb der Zeitverlust. Deshalb bildete die Karton-Modellbaugruppe "zwischen den Meeren" sechs Arbeitsgruppen; sie sollten Teile des neuen Modells gleichzeitig herstellen, um sie anschließend zusammenzuführen. Dass so eine Arbeitsteilung möglich ist, hatten sie bei einem Besuch der Kartonmodellbaugruppe in Apenrade gelernt. Viele Teile müssen in dem fertigen Modell zusammenpassen: Rumpf, Aufbauten, Beiboote, um nur einige zu nennen. Bei der Endmontage passte es diesmal eben nicht. Alle Ungenauigkeiten wurden beim Kopieren ebenfalls im selben Verhältnis vergrößert. Nun war Improvisation und großes Geschick der Modellbauer gefordert und das Modell geändert, um es passend zu machen.
Schließlich haben es die Experten der Gruppe "Kartonmodellbau zwischen den Meeren" rechtzeitig geschafft. Während der Pressekonferenz gestern konnte der Museumsinspekteur das Modell der UNDINE entgegen nehmen. Es bleibt bis zum "Tag des Kartonmodellbaus" am 09. März im Schifffahrtsmuseum Flensburg und wandert dann dauerhaft in das Museum Sonderjylland.