15.03.14 Auszeit für Schwarze Flaggen

Vor einer Woche trafen sich in Hamburg die "Freunde des Gaffelriggs", eine lose Vereinigung Interessierter zu ihrem jährlichen Wintertreffen. Ein wichtiges Thema war die Zukunft der Traditionsschiffe, die noch vor kurzem in düsteren Farben gemalt wurde:



Zunächst sieht es wie ein Durchbruch für die Interessen der Traditionsschiffer aus. Nach langen Kontroversen zwischen den Behörden und den Traditionsschiffern über die Auslegung der Sicherheitsrichtlinien für Traditionsschiffe, die teils in der Öffentlichkeit, über die Presse und sogar vor Gericht ausgetragen wurden, dämmerte Licht über dem Horizont. Anlass für die Hoffnung auf eine verträgliche Lösung keimt aus einem Satz in der Koalitionsvereinbarung der an der neuen Bundesregierung beteiligten Parteien: 
„Für den Erhalt der Traditionsschifffahrt werden wir dauerhafte Regelungen erarbeiten.“
Würden die Traditionsschiffer die günstige Voraussetzung nutzen und ihre Interessen bündeln, um sie wirkungsvoll einzubringen? Statt dessen versuchten nun einzelne Gruppierungen  vorzustoßen, ohne die notwendige Abstimmung zu suchen. (Wir berichteten unter der Überschrift: "Einigkeit macht stark"). Es bilden sich Stammtische und andere Netzwerke um die Interessen der betroffenen Schiffer zu besprechen und, wenn möglich durchzusetzen. 
Am Wochende trafen sich in Hamburg parallel zum Wintertreffen der Freunde des Gaffelriggs auch die GSHW (gemeinsame Kommission für Historische Wasserfahrzeuge). Letztere ist der offizelle Gesprächspartner der mit der Ausarbeitung der Gesetzgebungsvorlage für die "dauerhafte Regelung" beauftragten Behörden.  


Von diesem Treffen berichtet die zweite Vorsitzende des Museumshafens Flensburg, indem sie schreibt:
"Vor allem gab es einen Schulterschluss zwischen AGDM*)  und GSHW in Sachen Interessenvertetung der Traditionsschiffer und -schiffe.


Wie Volker Pesch*) bereits im Dezember im "Piekfall"*) schrieb, hatten GSHW und AGDM gemeinsam mit dem Bundesverkehrsministerium einen Bestandsschutz erreicht. Der Erhalt der Traditionsschifffahrt ist auch Bestandteil im Koalitionsvertrag. Zeile 1622 "Für den Erhalt der Traditionsschifffahrt werden wir dauerhafte Regelungen erarbeiten."


"Das ist keine Zeit für profilneurotische Alleingänge, ideologische Grabenkämpfe oder geheimbündlerische Hinterzimmerpolitik", so Volker Pesch im "Piekfall".


Und diese Position durchwehte auch die gestrige Veranstaltung. Frischer Wind, welcher der aktuellen Regelung neue Richtungen weisen soll und das klare Ziel der gemeinsamen Richtung mit offiziellen Interessenvertretungen ansteuert. So weit ein kurzer Bericht zu einer interessanten Veranstaltung."

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*)Anm. der HAFENMELDUNGEN:
AGDM=Arbeitsgemeinschaft Deutscher Museumshäfen,
Volker Pesch ist ehemaliger 1.Vorsitzender der AGDM
Piekfall heisst sowohl die Vereinigung der "Freunde des Gaffelriggs" als auch deren Zeitschrift

Der Museumshafen Flensburg der einerseits Mitglied der AGDM ist, aber auch Gesellschafter des Historischen Hafens Flensburg, hat den Vorschlag an das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur vom 28. Januar 2014 nicht mit unterzeichnet, den der Historische Hafen Flensburg gGmbH, ohne Beteiligung der AGDM und der GSHW, aber gemeinsam mit einigen Fördervereinen einzelner Schiffe, und einem weiteren Museumshafen und einer Stiftung an das Bundesministerium gerichtet hat.
Währenddessen veröffentlichte die GSHW einen eigenen Vorschlag auf ihrer Internetseite mit dem Hinweis, man hoffe auf eine Abstimmung auf dem Treffen mit der AGDM am 08. März, von dem hier die Rede ist und auf dem der "Schulterschluss" vollzogen wurde. Das klingt alles verworren, läßt sich aber bei bestem Bemühen nicht einfacher beschreiben. Vielleicht liegt das daran, dass es tatsächlich so ein Durcheinander ist. 

Wir sehen nach dem "Piekfall"-Treffen dem Erfolg des Bemühens mit froher Zuversicht entgegegen. Schwarze Flaggen, die als Zeichen des Protests der Traditionsschiffe auf den Veranstaltungen zu sehen waren, dürften dann ja wohl der Vergangenheit angehören.