14.03.14 Sicher rauf und runter

Im Frühjahr streben viele Traditionssegler hoch hinaus. Auf einem Segelschiff heißt das: Sie wollen in den Mast klettern. Ob es darum geht, die "Palme" wie er auch gerne genannt wird zu inspizieren, oder um das Laufende Gut zu riggen, nachdem es über den Winter in der trockenen Wohnung oder Werkstatt gründlich überholt wurde - der wackere Schiffer muss nach oben klettern. Anschließend will er heil unten ankommen.
  • Zunächst sollte man einen bequemen Sitz wählen. Denn
    Traditionell: Vom Bootsmanns-Stuhl kann
    man leicht abrutschen. Die Sicherung am
    Mast ist auf dem Foto nicht zu erkennen.
    viele Tätigkeiten brauchen ihre Zeit und wer kann sich auf die Arbeit konzentrieren, wenn der "Allerwerteste" schmerzt?
  • Der Sitz sollte einen sicheren Halt bieten, von dem er nicht aus Versehen abrutschen kann. Zweckmäßig sind Schlaufen aus Gurtbändern, mit denen die Oberschenkel auf der Sitzfläche fixiert werden. Gute Erfahrung haben wir auch mit einer Sicherungsweste gemacht, mit der die Trageschlaufen am Oberkörper fixiert werden. Das verhindert, dass der Körper vom Sitz wegkippen und der Traditionsschiffer seine Arbeit hilflos kopfüber baumelnd beenden muss.
  • Der Sitz sollte genügend Bewegungsfreiheit bieten. Denn der Weg nach oben wird immer wieder unter Fallen hindurch und über Stagen und Wanten hinweg führen. Ein Sitz mit sperrig überstehenden Kanten und Verschlüsse mit herausragenden Teilen sind nicht gut geeignet. Wer da oben schon mal von einer Flaggleine verfangen hatte, weiß, wovon hier die Rede ist. 
  • Meist müssen auch Werkzeuge "am Mann" mit nach oben genommen
    Ein modernes Klettergeschirr. Die Gurtschlaufe ist gut zu
    erkennen, nicht so gut jedoch die Sicherungsweste um
    den Oberkörper. Die Anstrengung ist geringer, als das Bild
    suggeriert, auch wenn der Kletterer schon ein paar Tage auf
    dem Buckel hat.
    werden. Alles, was schwerer ist als ein Blatt Schleifpapier muss unbedingt mit genügend langen Zeisingen gesichert werden. Dafür müssen am Sitz geeignete Befestigungsschlaufen vorhanden sein. Schweres oder sperriges Gerät oder Teile werden zweckmäßig mit einer separaten Talje aufgeheißt. An diesen Teilen sollten je zwei Zeisinge angebracht werden. Einen, um sie an der Talje zu befestigen, den anderen, um gefahrlos auf einen anderen Fixpunkt wechseln zu können. 
  • Auch wenn ein Absturz ziemlich unwahrscheinlich ist, gilt auch hier: "Things that can gor wrong, will". Deshalb muss sich der Kletterer in jeder Phase seiner Aktion im Mast zusätzlich sichern. Die Sicherung muss ihm aber genügend Bewegungsfreiheit lassen. Gut bewährt hat sich eine
    Unverzichtbar: Die zuverlässige Helferin an Deck. Hier belegt
    sie die lose Part der Talje. Gleich wird sie Blöcke nach oben
    schicken.
    Gurtschlaufe mit einem großen Karabinerhaken. Sie wird an der Sicherungsweste befestigt und um den Mast geschlungen, der Karabinerhaken wird dann um die Schlaufe herum eingepickt. Fällt der Mann, kommt Zug auf die Gurtschlaufe. Durch ihre Reibung am Mast zieht sie sich sofort zusammen und bremst den Sturz zuverlässig ab. Jedoch muss der Karabinerhaken dafür ganz lose auf der Gurtschlaufe gleiten.
Nun noch ein Wort zur Frage, wie er oder sie nach oben kommt. Wer kräftige Freunde hat, lässt sich am Toppfall hochziehen. Wenn die Kräfte der Freunde dazu nicht reichen, kann sich der Schiffer auch selbst hochziehen. Bei uns reicht eine vierpartige Talje. Der Leinendurchmesser sollte nicht unter 14 mm sein. Sonst bekommt man einen Muskelkrampf in den Händen. Der Freund oder die Freundin an Deck unten muss dann nur die Lose aus der Leine nehmen und den Tampen sichern. Ohne Jemanden an Deck, auf den oder die man sich absolut verlassen kann, sollte niemand in dem Mast gehen. Und wer an Deck hilft, sollte sich immer vor herabfallenden Gegenständen vorsehen. Schon ein 10-er Schäkelbolzen kann den Schädel durchschlagen, wenn er aus 15 Meter Höhe fällt. Also immer schön Abstand halten.