26.01.14 Noch gar kein festes Eis

Gefroren hat es heuer, noch gar kein festes Eis ... So haben wir das Kindergedicht von Friedrich Güll in Erinnerung, das er vor ca. 180 Jahren schrieb.
Vor zehn Monaten zuletzt gesehen: Der Hafen ist zugefroren
Foto: P. Fleischer
In den letzten Nächten sank die Temperatur am Hafen auf bis zu zehn Grad unter Null. Da sollte das Wasser im Hafen eigentlich schon längst eine Eisschicht zeigen. Aber es ist komplett offen. Wie kann das sein?

Nach einer Faustformel kann man davon ausgehen, dass die Eisdicke jede Stunde pro Grad Celsius unter null um 0,1 Millimeter zunimmt. Selbst wenn man berücksichtigt, dass Seewasser wegen seines Salzgehaltes erst bei Temperaturen unter Null friert, müsste zumindest hier und da eine dünne Eisschicht zu sehen sein. Um so mehr, als das Wasser im Hafen erheblich weniger Salz enthält als in das in der Förde.
Können wir uns also auf einen eisfreien Winter im Flensburger Hafen freuen?
Vermutlich nicht, es sei denn, die Bedingungen der letzten Tage ändern sich nicht.
Wovon hängt die Eisbildung ab?
Wasser hat seine größte Dichte unterhalb des Gefrierpunktes. Sie nimmt mit sinkender Temperatur wieder zu. Deshalb ist das Wasser am Grund bis ganz zuletzt eisfrei.  Nun weht seit Tagen unablässig ein frischer Wind. Er erzeugt Wellen und Strömungen. Dadurch wird wärmeres Wasser an die Oberfläche gepumpt. 
Lässt der Wind nach, wird sich Eis bilden.
Zuerst werden die Flächen zufrieren, wo das Wasser langsam strömt. Das ist dort, wo die Strömung durch Zuflüsse wie den Mühlbach und den Lautrupsbach schwach ist oder ganz fehlt. Schneller geht es auch in windgeschützten Bereichen der Wasserfläche und besonders dort, wo das Wasser flach ist. Zuletzt friert es unter Brücken und Plattformen und um Objekte herum, die tief ins Wasser reichen. Selbst wenn der Hafen komplett zugefroren ist, wird das Eis an diesen Stellen dünner sein als im übrigen Hafen.
Hat sich eine Eisschicht gebildet, nimmt die Dicke langsamer zu, weil Eis ein guter Isolator ist. Schnee auf der Oberfläche verstärkt diesen Effekt.
Und während das Eis von oben zufriert, schmilzt es unten ab, wo das Wasser wärmer ist.

Dazu kommen weitere Einflüsse, die derzeit wissenschaftlich erforscht werden. Denn wenn das Salzwasser längere Zeit gefroren ist, sinkt der Salzgehalt. Das Salz wird vom Wasser darunter aufgenommen, was der Eisbildung wiederum entgegenwirkt. Es sind also sehr komplexe Zusammenhänge, mit denen die Forscher es zu tun haben.

Es ist wichtig, besonders vorsichtig zu sein und das Eis erst dann betreten, wenn es sicher und notwendig ist.

Hier ein paar Tipps:
  • Das Eis sollte mindestens 15 Zentimeter dick sein.
  • Achten Sie auf Warnungen im Radio und in der Zeitung. Erkundigen Sie sich bei der Polizei.
  • Überlegen Sie, ob das Eis wirklich sicher ist. Das ist besonders wichtig, wenn sich das Eis erst neu gebildet hat und bei Tauwetter.
  • Verlassen Sie das Eis sofort, wenn es knistert und knackt.
  • In der Nähe von Zuflüssen, Brücken und in der Hafenmitte ist das Eis dünner.
  • Gehen Sie nie allein aufs Eis.
  • Kinder müssen immer von einem Erwachsenen begleitet werden.
  • Kindern müssen über Eis und seine Gefahren aufgeklärt werden.   
Wenn Sie einmal eingebrochen sind:
  • Vermeiden Sie, mit dem Kopf unter das Eis zu geraten.
  • Vermeiden Sie Panik und kontrollieren Sie Ihre Atmung.
  • Schreien Sie nach Hilfe!
  • Versuchen sie an die Stelle zu kommen, wo Sie eingebrochen sind und setzen Ihre Ellbogen zuerst auf das Eis.
  • Gehen Sie auf dem Eis den Weg zurück, auf dem Sie gekommen sind
  • Bewegen Sie sich so wenig wie möglich.
  • Rufen Sie um Hilfe (europaweit mit der Notrufnummer 112 - gebührenfrei)
Quellen:
DMI (Dansk Metreologisk Institut)
DLRG