21.01.14 Rumgeschaukelt


Am 12. Juli des letzten Jahres startete die Dreimastbark ALEXANDER von HUMBOLDT II in Flensburg zu einer Reise, die sie bis nach Brasilien führen sollte. Wir berichteten unter dem Titel "Rum um den Atlantik". Nun liegt Flensburg nicht gerade auf dem Weg, wenn man von Hamburg nach Brasilien will. Der Anlass für den kleinen Umweg über die Stadt an der Förde war ein Eichenfass mit zweihundertunddreißig Liter Rum der alteingesessenen Destille A. H. Johannsen. Das sollte der Segler nach Brasilien und dann auf alten Kursen zurück nach Flensburg bringen. Mit der Reise will das traditionsreiche Haus für Süffig-hochprozentiges so etwas wie ein historisches Experiment wagen. Rum, der auf Segelschiffen über den Atlantik schipperte, sagt man eine ganz spezielle Geschmacksnote nach. Der Versuch sollte belegen, ob das stimmt.

Das Etikett des ersten "Regatta-Rum" der Rum-Regatta
Copyright W. Kühn



Nebenbei bemerkt: A. H. Johannsen ist Teilnehmern der Rum-Regatta bekannt durch den so genannten "Regatta-Rum". Diesen stiftet das Rumhaus seit dem Jahr 2002 in der Normalflasche als Begrüßungsgeschenk für die Teilnehmer der sogenannten "unernsten Geschwaderfahrt". Als Preis gibt es ihn zusätzlich in stattlichen Dreiliterflaschen. Das ist eine auch für größere Festivitäten ausreichende Menge. Letztere erhält jedoch nur, dem es gelingt, den ersten Platz zu vermeiden und stattdessen auf Platz zwei anzukommen. Außer dieser taktischen Geschicklichkeit und dem bei allen Teilnehmern vorausgesetzten seglerischen Vermögen wird der Besitz eines traditionellen Segelschiffes mit Gaffel-, Lugger-, Spriet- oder Rahsegeln als Qualifikation für den Erhalt der großen Flasche vorausgesetzt. Dieser Preis ist sehr begehrt und es soll schon Teilnehmer gegeben haben, die in Tränen ausbrachen, weil sie schneller als der Rest waren.

Zurück zum Anlass dieser Meldung. Heute berichtete das Flensburger Tageblatt unter dem Titel "Rum auf hoher See: geschüttelt - nicht gerührt", dass UNDINE, der letzte deutsche Frachtsegler, gestern  am Bohlwerk ein Fass mit 270 Litern des edlen Nass' geleichtert hat. In einem elf Monate dauernden Versuch wurde es von UNDINE zwischen Hamburg und Sylt hin und her geschaukelt. Nun hofft der Junior, Martin Johannsen, auf eine Qualität, wie sie früher auch an Rum aus Übersee gerühmt wurde. Ab März soll das weit gereiste Rohgesöff verschnitten und damit für anspruchsvolle Kunden trinkbar sein.
Für studierte "Rumologen" wird es sehr interessant sein, die Geschmacksunterschiede zu dem "Äquator-Rum" festzustellen, wenn er denn irgendwann einmal von der ALEXANDER von HUMBOLDT II wieder hier angelandet wird. Das kann aber noch dauern, denn das Schiff wird laut Törnplan für 2013/14 den Äquator immer in Süd haben. Im Frühjahr wird die Bark in Deutschland zurück erwartet. Nun ja, auf den Kanaren, Teneriffa und den Azoren ist es ja immer noch ein wenig wärmer als in der Nordsee. Ein bisschen Aufschluss kann das Experiment also auch auf diese Weise liefern.
Dass der Rum dann auch in Dreiliterflaschen erhältlich sein wird, können wir derzeit nicht bestätigen.