16.01.14 Besuch bei ELISABETH

Das neue Deckshaus steht schon an
seinem Plazu, jetzt kommen weitere
Planken dran
Gestern haben wir auch den Fortschritt bei der Restauration der ELISABETH af DRAGØR besichtigen können. Wir hatten schon im Juli des vergangenen Jahres über das Projekt berichtet (04.07.13 Bilder von der Werft). Mittlerweile hat sie ein neues Deckshaus bekommen und der Motor ist anscheinend überholt worden. Jedenfalls glänzt er in untermakellos hellgrauem Lack. Sehr schön sind auch die Kardangelenke der Steuerwellen für das Getriebe des Verstellpropellers zu sehen. Diese Art Schiffsschraube wurde in Skandinavien sehr häufig bei Fischereifahrzeugen eingesetzt. Sie ist so was wie ein Automatikgetriebe beim Auto, denn man kann damit stufenlos von voll voraus bis voll zurück fahren und dabei den Schub über die Anstellung (Pitch) der Propellerblätter regulieren. Das gibt ungeahnte Möglichkeiten, auf engem Raum zu manövrieren. ELISABETH wird also auch künftig in Häfen mit dieser Wendigkeit glänzen können. Nachdem im letzten Jahr die Kielplanken erneuert wurden, werden jetzt weitere Planken in der Kimmung ersetzt. Die Spanten zeigen ihre gezackte Außenflächen und lassen die Konturen der jetzt noch abwesenden Planken erkennen. Während wir noch fotografieren und zeichnen, werden Stapel Eichenplanken in die Halle geschoben. Es geht also auch hier weiter voran. 
Natürlich kommt immer wieder die Frage hoch, warum so ein Aufwand getrieben wird, bloß um ein paar alte Schiffe zu erhaten. Sie sehen ja ganz nett aus - urig ist das meist verwendete Wort bei solchen Gelegenheiten. Aber sonst?
Schiffe wie ELISABETH waren ganz typisch für die Kleinfischerei in Dänemark. Bis zum Ende des letzten Jahrhunderts konnte man sie in den küstennahen Bereichen bei der Arbeit beobachten. Sie waren für die tägliche Ernährung unverzichtbar. Noch im letzten Jahrzehnt konnte man in den Häfen frischen Fisch kaufen - direkt vom Schiff .  Der Klang ihrer Motoren ist für viele wesentlicher Teil der Erinnerung an diese Zeit.
Aber nicht nur deswegen ist es wichtig, sie zu erhalten. Sie erinnern auch an ein ganz besonderes Kapitel in der maritimen Geschichte:

Während der Besatzung Dänemarks durch deutsche Truppen bekamen sie eine ganz besondere Bedeutung für viele Vertriebene. Auf der Flucht vor den Häschern der Nazis wurden sie mit Booten wie ELISABETH über den Öresund nach Schweden geschmuggelt. Ohne die Hilfe mutiger dänischer Bootsführer wären sie sonst in deutschen Konzentrationslagern ermordet worden.

Ein Blick auf das Kraftwerk: Der Einzylinder steht an seinem Platz wie ein Denkmal: Links die kupplung und das Getriebe für den Verstellpropeller). Die hell glänzenden Steuerwellen führen nach oben an den Fahrstand. Die rechte Steuerwelle regelt das Gemisch, also das "Gas", wie man so sagt. Für jede Steuerwelle gibt es am Fahrstand ein kleines Handrad. Rechts sieht man das Schwungrad und darüber die kleine Lichtmaschine.