Am Bohlwerk informiert einer der Schautafeln, wie früher "Snurrewaden-Fischerei" betrieben wurde. Für diese Art zu fischen, wurden viele verschiedene Schiffstypen unterschiedlicher Größe eingesetzt. Außerdem liegen im Museumshafen, am Bohlwerk vertäut, einige "Haikutter". Deren Originalität und schiffshistorische Entstehung führt gelegentlich zu so etwas wie Meinungsaustausch.
Deswegen die Zusammenhänge vorneweg:
Snurrewadenjolle von 1886 |
Der Name "Haikutter" stammt aus der Anfangszeit der Motorisierung und war Ausdruck der Empörung darüber, dass sie, durch den Antriebsmotor vom Wind unabhängig, "wie die Haie" in die Reviere der anderen Fischer einfielen und sie um die Früchte ihrer Arbeit brachten. So weit wird jeder zustimmen. Welche Merkmale Haikutter von segelnden Snurrewaden-Kuttern darüber hinaus unterscheiden, führt jedoch immer wieder zu Diskussionen.
Hierzu ein Bericht über das sachliche Ergebnis einer Reise nach Esbjerg zum Fischerei und Seefahrtsmuseum. Gerd, Schiffshistoriker des Museumshafens Flensburg, fuhr dorthin mit der Frage:
"gab es einmastige, segelnde Snurrewadenkutter ohne Hilfsmaschine und Deckhaus?"
Modelle von Haikuttern |
Die Unterlagen: das sind ca. 700 mit Bildern und Beschreibung dokumentierte Schiffe aus der Zeit Ende von des neunzehnten Jahrhunderts bis zu den letzten aktiv fischenden Schiffen. Dazu viele zeitgenössische gemalte Bilder und Schiffsmodelle.
Noch einer mit Steuerhaus |
Manche hatten zwei Masten, wenn man das was dort das Heck schmückte noch so nennen möchte: Manchmal war es nur der hoch gezogene Auspuff des Motors.
Zwei weitere Ergebnisse: Bei Haikuttern gab es unterschiedliche Formen für das Heck: Das Rundheck, das elliptische Heck, das Kanuheck. Ein Plattgatt oder Spiegelheck wurde nicht gesichtet. Weiterhin sind auch Snurrewadenkutter mit Topstengen dokumentiert.
Das beweist natürlich nichts. Denn hat man etwas nicht gefunden, kann es noch gefunden werden, wenn man wo anders sucht.
Anderenfalls könnte die Reise eines Tages der Anfang eines neuen Alleinstellungsmerkmals des Museumshafens Flensburg genannt werden, nämlich als des Museumshafens, in dem die einzigen historisch korrekten einmastigen Haikutter ohne Deckshaus liegen. Um das noch zu verstärken, könnte auch untersucht werden, welche Proportionen bei den Riggs korrekt sind, und so weiter und so weiter. Das ist jedoch derzeit noch reine Spekulation. Wir bleiben dran.
Ein Blick in die Ausstellungshalle |
Das Museum selbst ist auf jeden Fall einen Besuch wert. In großen und hohen Ausstellungsräumen führt es durch die Geschichte der Fischerei in Esbjerg und an der Dänischen Westküste. Es zeigt originale Schiffe und Arbeitsgeräte aus früheren Tagen. Von Flensburg aus ist es auch gut mit dem Auto zu erreichen. Wir haben ca. eine und dreiviertel Stunde benötigt.
Und noch etwas ganz zum Schluss: Die Zeit der Fischerei ist auch in Esbjerg zuende. Nun hat der Hafen Bedeutung durch die Ölförderung in der Nordsee.