02.01.13 Egernsund und zurück

An einem Sonnentag wie heute sagen Bayern "Der Herrgott muaß a Baier sein". Wäre es nicht so holprig auszusprechen, könnte man diese dankbare Feststellung auch auf Schleswig übertragen. Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel bei angenehmer Temperatur und schwachem Wind. Die Luft riecht wie frisch gewaschen und das Stimmungsbarometer steigt bis zum Anschlag.

Das lockt zu einem Ausflug ans Wasser, also sehen wir mal nach, was sich auf der Werft von Christian Johnson in Egernsund seit dem letzten Besuch ereignet hat. Bei der Ankunft treffen wir Christian. Die Werft macht noch Ferien und er zeigt uns Dorsch, den er soeben geangelt hat.  Wir erzählen von der Schiffsbegrüßung der PROVIDENTIA in Flensburg, dass der Oberbürgermeister anwesend war und dass er und seine Werft lobend erwähnt wurden. Er will jetzt seinen Fisch versorgen. Ja, wir dürfen uns umsehen. Tak og farwell!


Unser Blick wird unmittelbar von LUNA VIII angezogen. Wie es kapriziöse Damen so an sich haben, verbirgt auch sie ihre Reize hinter wehenden Schleiern. Hier sind es Planen, die während der langen Reparaturzeit etwas gelitten haben. Ihr Rauschen und Flattern verstärkt die Stille auf der ruhenden Werft. Es scheint, dass die Außenarbeiten weitgehend abgeschlossen sind. Das Freibord ist schon mit Primer vorgestrichen und wartet auf den Decklack. Für die Lackierung ist es aber jetzt noch zu kalt. Die Wasserlinie ist mit feinen Nägeln markiert, die hier "Spieker" genannt werden. An Deck sind schon die meisten Beschläge montiert. Im Kontrast zu der schieren Glätte der geschliffenen und lackierten Hölzer an Deck fallen die nahezu archaischen Bohlen der Arbeitsgerüste besonders ins Auge. Ein berückend reizvoller Kontrast, der uns hier in seinen Bann zieht.

Nebenan ist TUNØ noch in Arbeit, man kann sehen, dass der Achtersteven erneuert wurde. Das Vorschiff wartet noch auf seine Decksplanken und ringsherum ist das Schandeck entfernt worden. Alle störenden Gegenstände sind aus dem Arbereitsbereich geräumt. Es sieht aus, als brauchten die Arbeiten noch eine geraume Weile.

Wir treffen Peter von der CARMELAN. Und erzählen von PROVIDENTIA. Er sagt, "das war zum Schluss eine Scheissarbeit. Wir mussten das Schandeck fertig machen und den Heckspiegel. Es war so kalt, mein Bart war komplett gefroren". Traditioneller Bootsbau ist was für richtige Männer.

An der Mole liegt der Colin Archer Kutter D'OLLY. Er soll am Achtersteven repariert werden. Der Mast sieht auch reparaturbedürftig aus. Jemand klettert an Deck und wir wechseln ein paar Worte. Colin Archers Boote ziehen uns immer besonders an. Und D'OLLY ist ein besonders interessantes Exemplar. Wir sind vor einiger Zeit auf der Förde parallel zu ihr in Richting Höp Hav gesegelt.
Der Anlegesteg der Werft ist neu aufgebaut und dabei auch höher gelegt worden. Auch in Egernsund steigt das Wasser bei bestimmten Windverhältnissen immer höher.

Auf der Rückfahrt nach Flensburg machen wir eine Abstecher an die Förde. Alles ist friedlich, das Wasser glitzert in der tief stehenden Sonne. Wir leben hier in einer wunderschönen Gegend.