01.01.19 Neujahr bei Niedrigwasser

Silvester 2018 ist Vergangenheit. Wie in jedem Jahr glich der Hafen einem Hexenkessel, als Flensburg mehr als eine Stunde lang den Jahreswechsel feierte. Aber es gab auch einen Ruhepol in dem furiosen Spektakel. Frischluft statt Feinstaub am Morgen danach.

Silvesterabend in der Klimahauptsadt
Es soll Leute geben, die alljährlich zu Silvester um besonders schlechtes Wetter beten. Am liebsten solle es wie aus Eimern schütten, flehen sie. Aber im Himmel wurden ihre Rufe  in diesem Jahr wieder nicht erhört. Und so war auch gestern Nacht anscheined wieder ganz Flensburg auf den Beinen, pilgerte mit Feuerwerk beladen zum Hafen. Besonders bei den Kontorhäusern auf der Ostseite, an der Hafenspitze, am Willi-Brandt-Platz und bei der Museumswerft schienen sich viele in Feierlaune zur großen öffentlichen Silvesterparty eingefunden zu haben. Auch an der gesamten restlichen Hafenhante war kaum noch ein Durchkommen. In den zwei Stunden um den Jahreswechsel krachte, blitzte heulte und donnerte es ohne Unterbrechung. Die in diesem Jahr besonders beliebten Feuerwerk-Batterien brachten eine bislang unbekannte Steigerung der Feuerkraft der Pyromanen. Und so war der Hafen nach kurzer Zeit in dichte Rauchschwaden gehüllt, die auch der Westwind nicht vollends wegblasen konnte. Der Rauch, bzw. Feinstaub an Silvester macht im Mittel 15 Prozent der Werte des Kraftverkehrs im ganzen Jahr aus. Der ist in Flensburg rund um den Hafen ohnehin besonders hoch. Fünfzehn - das ist die Gesamtmenge von 55 Tagen zu 24 Stunden. Diese Menge wurde in der letzten Nacht im wesentlichen während drei Stunden in die Luft geblasen. So erwies Flensburg auch in dieser Nacht seinem selbst gewählten Ziel als Klimahauptstadt keine Ehre. Das Klima in der Fördestadt war zu Silvester mindestens genau so miserabel wie in der übrigen Republik. Wie könnte es auch anders gekommen sein, hat doch der Stadtsprecher im Vorfeld des Tages herausgestellt, dass dies in Flensburg kein Problem sei, das durch Verordnungen geregelt werden müsse. Und außerdem - wer solle das kontrollieren? Während andere Städte in Deutschland mit gutem Beispiel vorangehen und Feuerwerk komplett oder zumindest teilweise verbieten, feiert Flensburg seine Großzügigkeit und Toleranz bis zur Selbstaufgabe. Und prompt wurden in der Nacht auch wieder Fallschirmraketen in großer Zahl abgeschossen. (Anm.: Sie sind Seenotzeichen und dürfen nur im Notfall (logisch) über See gezündet werden. Über See, um Verwechslungen zu vermeiden. Über Land sind sie verboten, weil die Raketen weiterbrennen, auch wenn sie auf dem Boden oder auf Häusern, Schiffen im Hafen, Bäumen oder sonstwo gelandet sind. Das scheint Manchem oder Mancher nicht logisch zu sein.)

Die Wasserschutzpolizei fuhr während des Spektakels bis Mitternacht im Hafen umher, anscheinend um die Aussicht zu geniessen. Denn, wie sagte der Stadtsprecher Teschendorf in der Tageszeitung "Ich muss es auch effektiv überwachen können" Eben.

Neujahrsmorgen 
Und der Ruhepol? Kaum zu glauben, in diesem Inferno war das Bohlwerk der einzige Ort im Hafen, an dem keine Raketen abgeschossen wurden. Den im letzten Jahr endlich installierten Toren und dem zuverlässige "Torwächter" Axel zum Dank konnten die Schiffeigner endlich einmal Silvester ohne Sorge um ihre maritimen Schmuckstücke verbringen.

Eine andere Sorge konnten die Tore jedoch nicht abwehren. Während der Nacht  sank der Wasserstand im Hafen um mehr als einen Meter und der Neujahrsmorgen sah die Traditonsschiffe weit unterhalb der Bohlwerkskante. Bei den Lüttfischern lagen die letzen beiden Boote derweil schon auf Grund. Aber kein Problem. Alle Festmacherleinen waren lang genug und keines der Boote hatte sich "aufgehängt". Wäre ja auch ein schlechter Start ins neue Jahr gewesen.

Bleibt nur der Wunsch, dass dem dem guten Start ein gutes Jahr folgt. In diesem Sinne "Willkommen 2019!"

Am Morgen nach dem Abend vorher. Ist das Wasser erst einmal so niedrig, kann es danach nur noch steigen.