10.01.19 Aus der Wetterküche

Vor einer knappen Woche haben wir getestet, ob die Wetterregel mit dem Abendrot tatsächlich immer zutrifft. Wir wissen jetzt: Nicht am letzten Samstag. Für heute wurde trübes Wetter vorhergesagt. Auch der Morgenhimmel ("Morgenrot Schlechtwetter droht") verspricht genau das.  Heute hat sich auch Petrus daran gehalten.

































So sah heute morgen um neun Uhr der Himmel über Flensburg aus. Das Farbenspiel dauerte nur wenige Minuten. Tagsüber war der Himmel bedeckt und der Wind, der in den letzten Tagen stark aus nördlicher Richtung wehte war auf ein schwaches Lüftchen abgeflaut. Und das kam zudem aus südlicher Richtung. Nachmittags fielen zuerst ganz vereinzelte, winzige Schneeflocken. Später fiel ein leichter Regen.

Wir haben uns seit Jahren angewöhnt, Wetternachrichte zu hören oder anzusehen. Die Wetterkarte mit den Drucksystem und ihren Isobaren gehört unbedingt dazu. Sie sind etwa das, was ein Fernglas für den Ausguck ist. Vor Jahren konnten wir die Stationsmeldungen im DLF MW-Programm bekommen. Morgens um 6:35 und um Mitternacht. Aus denen wurden die Wetterkarten an Bord erstellt. Der Vergleich von Tag zu Tag ließ auf die vermutliche Bewegung der Fronten zu. Besonders aufmerksam haben wir die Entwicklung von Trögen verfolgt. Tröge bedeuteten meist heftige Winde mit starken Drehern. Heute bekommt man das Wetter per App. Mit Ventusky oder Windy sogar die Windströmungen der nächsten Tage bis in die kleinste Ankerbucht frei Bildschirm.
Das hat aber einige Haken. Diese Darstellungen geben den Anschein detaillierter Vorhersage und hoher Genauigkeit. In Küstenrevieren spielen jedoch oft ganz andere Einflüsse eine Rolle, als die mathematischen Modelle berücksichtigen. Und fern der Küste kann man sie nicht empfangen.


Auf  Seereisen in etwas abgelegene Reviere ist man auch in diesen Jahren immer wieder außerhalb der Reichweite des Internet und der UKW-Küstenfunkstellen. Und die früher hilfreichen Dienste auf Kurz- Mittel- und Langwelle werden nur noch lückenhaft bedient. Und wer hat noch einen entsprechenden Empfänger an Bord?
Wer dann sein eigenes Wetter "machen" kann, ist fein raus. Das geht natürlich nicht so einfach wie wenn man eine App aufruft. Ist aber dafür auch viel interessanter, sorgt für Gesprächsthemen an Bord und führt oft zu besseren Ergebnissen. Besonders deswegen, weil die öffentlichen Angaben wie "Nördliche Ostsee West drei, rechtdrehend zunehmend fünf bis sechs" statistisch gesehen für das ganze große Revier im Mittel richtig sein kann. Nur eben nicht in der speziellen Ecke, wo man gerade ankert. Da hilft immer noch zusätzlich der prüfende Blick zum Himmel, aufs Barometer und auf das Thermometer. 


Einfach mal probieren und mit dem tatsächlichen Wetter vergleichen. Mit fortschreitender Übung kann sich jeder zunehmend auf erstaunliche Treffer freuen. Wer jetzt beginnt, ist dann fein raus.