Heute endete das Wunder. Nach vier Tagen reiste Königin Margarethe II. mit ihrer Yacht in Richtung Kopenhagen ab.
Am Tag ihrer Ankunft vor vier Tagen sagte sie in einer Rede wie sehr es sie berührt, dass so viele Menschen zu ihrer Begrüßung erschienen sind und dass sich so viele in Deutschland Geborene Dänemark zugehörig fühlen. Zum Abschied heute haben sich trotz des Regenwetters wieder Viele auf der Schiffbrücke eingefunden, darunter viele Kinder mit Dannebrog-Fähnchen aber auch ältere und alte. Man spricht dänisch und deutsch, harrt ruhig auf die Ankunft der Königin. Sie soll mit einer größeren Eskorte anreisen, hört man. Die Zeitung hat 16:30 Uhr als Termin angekündigt, aber es wird dann doch noch etwas später. Vielleicht ist es bei Königinnen so, wie bei anderem lieben Besuch. Man mag sich nicht trennen und so vergeht die Zeit.
Die Gangway liegt schon bereit, die Königin kann kommen. Am Fuß der langen Treppe steht eine blonde Soldatin in schmucker Uniform und hält mit der Hand am Rapier Wache. An Deck Offiziere mit weißen Mützen und Seesoldaten in weißen Hosen zu schwarzblauen Uniformjacken. Man kann ja zum Militär stehen wie man will, aber solche Uniformen machen schon Eindruck. Das auf Ironie getrimmte Kleinhirn lässt das Wort "Operette" durch die Synapsen zittern, aber das Gefühl sagt, sieht so aus, trifft es aber nicht den Kern der Sache. Die spürbare Vorfreude vieler Wartender spricht dagegen. Das hier ist nicht eine beliebige Show.
Jetzt zucken blaue Lichter über die Fassade des Hotels "Hafen Flensburg". Die Vorauseskorte der Polizei mit sieben Motorrädern kündigt sich an, gefolgt von einer Kolonne großer schwarzer Limousinen. Im Fond, die Scheibe ist herabgelassen, eine Dame mit großem Hut. Nein, das ist sie doch wohl noch nicht. Dann verstellen andere Schaulustige die Sicht. Jetzt sammeln sich an Deck immer mehr Besatzungsmitglieder und nehmen Haltung an. Und dann steigt die Königin auf die Gangway und begrüßt die Wartenden an Deck und an Land. Dänische Lieder werden gesungen, viele Stimmen fallen ein. Das sind keine einstudierten Chöre, da singen Leute wie Du und ich. In den Augen mancher alten Männer und Frauen glitzern Tränen. Ein Mann in der Menge reckt seine Mittelfinger hoch. Andere raunen sich zu: "Einfach ignorieren".
Als die Königliche Yacht schließlich den Hafen verlässt, leert sich der Platz auf der Schiffbrücke nur langsam. Der Staatsgast ist abgereist. Einen solchen Besuch werden wir wohl nicht noch einmal erleben.