01.09.19 Bark SEUTE DEERN gesunken

Wer bisher angenommen hat, dass der Denkmalschutz ein Denkmal schützt, wurde jetzt eines Besseren belehrt. Die vor 14 Jahren mit dem besonderen Schutzstatus ausgezeichnete Dreimastbark SEUTE DEERN aus dem Jahr 1919 ist gestern Abend im Alten Hafen von Bremerhaven auf Grund gegangen. Damit ist ein weiteres mal ein "letztes Schiff seiner Art" in Not geraten. 
Foto: NDR

Erst vor drei Monaten ging die Nachricht vom spektakulären Unfall des Lotsenschoners Nr. 5 ELBE durch die Presse. Der gerade erst aufwendig restaurierte, ebenfalls denkmalgeschützte 136 Jahre alte Segler sank nach einem spektakulären Zusammenstoß mit einem Container Feeder. Zurzeit wird die Überführung zur erneuten umfangreichen Reparatur auf der Werft in Hvide Sande in Dänemark vorbereitet.

Während die ELBE am hellen Tag und vor den Augen zahlreicher Zeugen mit dem Frachtschiff zusammenstieß, spielte sich das Drame der SEUTE DEERN nahezu unbemerkt ab. Das Hamburger Abendblatt berichtet, dass ein Passant um 21.30 Uhr die Feuerwehr alarmiert habe, weil das Schiff Schlagseite nach Steuerbord entwickelt habe. Der Rahsegler lag zu der Zeit an seinem Liegeplatz im Alten Hafen. Weiter erfahren wir, dass die 39 Einsatzkräfte das Schiff zu ihrer eigenen Sicherheit  wieder verlassen mussten, zumal die Festmacherleinen zu brechen drohten und die ersten Planken im Rumpf gebrochen waren. Vor Mitternacht zwei Meter tiefer als vorher und saß auf dem Hafengrund. 


Das hunderste Jahr des historischen Schiffes steht offensichtlich unter einem bösen Stern. Mitte Februar brach im Abluftkanal einer Abzugsanlage ein Brand aus. Das war jedoch nicht der einzige Tiefpunkt im langen Leben des Seglers. Nach einer Recherche von "Buten un Binnen" machte sie von Beginn an "Ärger", musste ständig gelenzt und oft repariert werden. In Bremerhaven, wo sie seit 1966 zuhause ist, wurde sie grundsaniert. Aber bis 2005, als ihr der Denkmalschutz-Status zugesprochen wird, verschlechterte sich ihr Zustand wieder. Pro Tag mussten zuletzt lt. NDR 150 Tonnen Wasser aus dem Rumpf gepumpt werden. Als Ursache dafür dass sie jetzt im Hafen gesunken ist, wird durch ein Versagen der Pumpen vermutet. 

Es gab bereits Überlegungen, was mit dem Aushängeschild vom Deutschen Schifffahrtsmuseum und von der Stadt Bremerhaven geschehe solle. Da wird ein Gesamtumfang von 30 Millionen Euro genannt. An anderer Stelle wird berichtet, im Mai seien 1,4 Millionen sollten für erste Sanierungsarbeiten bereitgestellt. werden. Laut der Kreiszeitung hat Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz weiter Hoffnung für das historische Segelschiff. „Auch wenn die „Seute Deern“ schwer beschädigt ist, müssen wir das Schiff zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aufgeben“, sagte er am Samstag. Entscheidungen zum Wahrzeichen der Stadt müssten mit großer Sorgfalt vorbereitet werden.
In der nächsten Woche soll sich ein Gutachter, den das Deutsche Schiffahrtsmuseum als Eigentümer des Seglers bestellt hat, ein Bild über die entstandenen Schäden verschaffen und zu ersten Ergebnissen kommen.