28.07.18 Roter Mond

Der Mond ist wieder unbeschattet sichtbar, strahlend silbergrau. Bis zu seinem nächsten Erröten wird der nächste Januar ins Land gehen. Den Mars bekommen wir erst in 105000 Jahren wieder so nahe und gleichzeitig mit dem "Blutmond" zu sehen.

Der "Blutmond" im Internet.



















Nun also haben wir ihn gesehen, den vertrauten Erdbegleiter in seiner Verfinsterung, in der Presse "Blutmond" genannt. Die Wörterschmiede der schreibenden Zunft konnten den Superlativ der "längsten Mondfinsternis" des Jahrhunderts unmöglich weiter zur "allerlängsten" steigern. Da kam seine, für Mondfinsternisse typische, Rotfärbung gerade recht. So wurde der "Blutmond" geboren. Der Name (ein reines Fantasie - oder sollte man Fantasyprodukt schreiben?) klingt gruselig, quasi blutrünstig, weckt Neugier und steigert somit den Umsatz. 
Woher die rote Farbe kommt? Das ist schnell erklärt. Das Sonnenlicht umfasst verschiedene Wellenlängen, die wir als Farben wahrnehmen. Sie transportieren unterschiedliche Mengen Energie. Rot hat von den sichtbaren Farben die geringste Energie, blau die höchste (Wer das genauer haben möchte, bitte klicken). Wie alle Wellenstrahlungen wird Licht an Kanten "gebeugt", das heisst abgelenkt. Segler kennen den Effekt: Wellenfronten ändern ihre Richtung, wenn sie auf Hindernisse treffen. 
An der Erdkugel wird der rote Anteil im Sonnenlicht am stärksten gebeugt und fällt daher auf die verdunkelte Mondoberfläche. Sie kann also nur noch die rote Farbe reflektieren. Daher sehen wir den "roten Mond" oder "Blutmond" im Schatten der Erde. 
Wegen des Schattens und der geringen Energie der roten Farbe und weil die Reflektion immer zu Lasten der Helligkeit geht, kann man den Mond niemals so hell sehen, wie die Sonne. Bei Neumond ist die Mondscheibe dunkler als bei der Mondfinsternis. Neumond ist auch nicht rot, weil er durch seinen eigenen Schatten erzeugt wird und nicht durch den Schatten der Erdkugel, an der das Sonnenlicht gebeugt wird. Alles klar oder Verwirrung komplett? 
Macht nichts, die nächste, noch längere Mondfinsternis kommt erst 2029. 
Bis dahin werden wir noch einige dieser Ereignisse zu sehen bekommen, die dann aber nicht so lange dauern. Das nächste mal in Flensburg am 21. Januar 2019. 
Leider konnten wir den roten Mond zwar sehen, aber nicht fotografieren. Das überforderte unsere einfache Digitalkamera. Aber im Netz gibt es zur Zeit viele Bilder von dem Jahrhundertereignis. Eines davon, aus facebook, haben wir hier ausgesucht. 
Gleichzeitig hatte der Mars seine geringsmögliche Entfernung zur Erde eingenommen. Dadurch erschien er besonders gut sichtbar südöstlich von der Mondscheibe. Er war mit bloßem Auge als kupferrote Scheibe am dunklen Himmel zu sehen. Totale Mondfinsternis gleichzeitig zur geringsten Entfernung zum Mars: Das ist wirklich selten. Bis zum nächsten Mal werden 105000 Jahren vergehen. Ob es dann noch jemanden gibt, der sich an das gestrige mal erinnert?