Nach verregneten und stürmischen Tagen schenkte Petrus uns heute einen Frühlingstag, der seinen Namen verdient. Der Morgennebel versprach viel Sonne und der Wetterbericht ergänzte diese Aussicht mit der Vorhersage: SW drei bis vier bei Böen bis sechs Beaufort, langsam auf West drehend und dabei abnehmend. Und so kam es auch.
Südwestwind bedeutet in der Inneren Flensburger Förde für uns "kreuzen vor dem Wind" bis Sandager und danach kreuzen am Wind zurück bis zum Liegeplatz. Also kein Problem, wenn der Wind auf West dreht, bevor wir die Hafeneinfahrt erreichen. Dort, wo auf der Westseite die hohe Werfthalle der FSG und auf der Ostseite die noch höheren Silos der Hafen GmbH eine Düse bilden, legt der Wind bei Südwest meist zu und dreht scharf auf Süd. Wer ein stäbiges Schiff segelt, hat hier besser die Maschine in Bereitschaft. Denn zum kreuzen ist es sehr eng, besonders dann wenn just in diesem Augenblick die Ausflugschiffe in die Enge einfahren und andere Segler auch noch Vorrang haben. Aber dieser Wermutstropfen würde uns nicht die Aussicht auf ein paar Stunden Segelvergnügen vermiesen.
Morgens um zehn ist die Welt noch in Ordnung. Am Hafen und auf dem Wasser ist nicht viel los und so können wir vor dem Wind lavierend bald den Hafen verlassen und schließlich die Westseite der Förde anpeilen, wo der Wind etwas westlicher einfällt und stärker ist. Nach ein paar Kreuzschlägen haben wir die Ochseninseln passiert und nähern uns der Enge von Holnis. Dort fahren wir unsere letzte Halse an diesem Tag und nehmen, jetzt hoch am Wind kreuzend, wieder Kurs auf Flensburg. Während wir vor dem Wind warm und gemütlich geschaukelt wurden, pfeifen uns am Wind segelnd die starken Böen kalt um die Ohren. Dieser Effekt überrascht immer wieder. Man merkt schon, wenn sich der Wahre Wind und der Fahrtwind addieren. Bei unserer Geschwindigkeit über Grund heute bedeutet das für den Bordwind einen Unterschied von etwa zehn Knoten.
Wir sind schon lange nicht mehr alleine auf dem Wasser. Etliche Sportboote sind unterwegs und ein Wasserflugzeug übt bei den Ochseninseln mit dröhnendem Motor Starts und Landungen. Nun ja, irgendwo müssen die ja auch mal trainieren.
Apropos trainieren: Die kommende Regatta-Saison macht sich bemerkbar. Heute rauscht immer wieder mal der Zwölfer SPHINX an uns vorbei. Mal vor dem Wind mit rotem Spinnaker, mal am Wind mit Genua und ungerefftem Großsegel. Ein geschätztes Dutzend sportlicher Segler auf der Kante, wenn sie nicht gerade die Winschkurbeln wirbeln oder in geheimnisvoller Zielstrebigkeit ihre Positionen wechseln. Wir können uns die Manöver in Ruhe ansehen. Der Preis für unser Vergnügen als Zuschauer ist, dass wir eine Stunde später zurück sind als die Regattatrainees und dabei eine erheblich kürzere Strecke zurücklegen. Aber wir haben es zum Glück nicht eilig.
Nach fünf Stunden auf der Förde nähern wir uns wieder dem Hafen. Wie erwartet ist die Einfahrt wieder einmal der Flaschenhals auf unserem kleinen Ausflug. Aber kaum haben wir die Enge kreuzend und mit einer freundlichen Unterstützung von "Sir Henry" passiert, geht der Wind auf West. Segelnd erreichen wir den Liegeplatz.
Dieses Tagebuch wird für Liebhaber und Freunde traditioneller Segelschiffe geschrieben. Es gibt ausschließlich persönliche Eindrücke und Gedanken wieder. Daher ist es unvollständig und subjektiv. Für Irrtümer bitte ich um Nachsicht. Vielleicht findet ihr Zeit, einen Kommentar an die Mailanschrift in "Impressum/Kontakt" zu schreiben. Dafür schon im voraus herzlichen Dank! Alle Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt.
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