11.10.16 Gut gekocht

Hier soll die neue Planke hin.
Noch stehen Schraubenköpfe vor. Sie werden vor der Montage
entfernt. Die Kissen in den Spantenfächern sollen verhindern,
dass Schmutz in den Rumpf fällt.
Die heiße Planke soll auf die oberste, noch montierte
Planke angeschlgen werden.
Gestern schien endlich wieder einmal die Sonne und der böige Wind hatte nachgelassen. Sogar die Temperatur war erträglich. Beste Voraussetzug, um die Lackierung im Wasserpass der WIEBKE BOHLEN auszubessern. Allerdings wird daraus nichts, denn das Boot muss kurzzeitig wieder ins Wasser, weil ein Fischkutter den Platz der M/S LAERKE einnehmen soll. Als WIEBKE BOHLEN nach dem Stühlerücken wieder auf ihrem Platz steht, ist der Feierabend nicht mehr weit und der Sonnenschein ist einem milden Nieselregen gewichen. Aber, so erfahren wir, morgen wird die neue Planke "gekocht" und vorgebogen.

Heute morgen. Der Himmel ist bedeckt, aber es ist trocken. Der Wind weht mäßig aus Nordost. "Man sollte die Außenheizung anstellen", meint ein Arbeiter, als wir auf der Werft ankommen. Das wäre nicht schlecht, denn das Thermometer zeigt nur sieben Grad. Doch heute kann man auch bei der Arbeit warm werden.
Jetzt schnell die Schraubzwingen aufgesetzt. Pro Spant
je eine. Die grüne Folie verhindert, dass Regen in den
Rumpf dringt.
Wie in einem Dampfkochtopf wird die über sieben Meter lange Planke in einer langen Kiste auf einhundert Grad erhitzt. Erst dann kann sie an den Rumpf gebogen werden. Das dauert etwa zwei Stunden: eine um das Wasser zu erhitzen und eine weitere, um die Planke durchzukochen.
Dann geht alles ganz schnell. Auf dem Gerüst warten schon zwei Mann mit mehreren Schraubzwingen. Die dampfend heiße Planke wird von zwei weiteren Männern aus der Dampfkiste gezogen, im Dauerlauf zum Boot getragen und zum Gerüst heraufgereicht. Da muss jeder Handgriff sitzen, denn die Planke brennt in den Händen. Sie ist schwer und schwankt wie eine lange Feder. Rasch wird sie von den oben Wartenden angenommen, während ihre Kollegen schnell auf das Gerüst klettern, um mit ihnen gemeinsam das heiße Brett an den Rumpf zu drücken. Rasch werden die Schraubzwingen aufgesetzt. Geschafft! In dieser Position soll die Planke jetzt auskühlen. Danach hat sie annähernd ihre endgültige Form.

Währenddessen ist der Wasserpass wieder weiß gemalt. Das Wort "Lackierung" wäre heute etwas hoch gestapelt. Es ist aber auch nur die erste von zwei Lagen. Die folgende Malerei soll aufgebracht werden, wenn das Boot wieder im Wasser schwimmt.
Jetzt kann es noch einmal gereinigt werden. Das bedeutet Staubsaugen, denn in allen Ecken und Winkeln haben sich Sägespäne angesammelt. Keine Ahnung, wo die alle herkommen, denn Staubsaugen ist mittlerweile tägliche Routine geworden.

Kaum sind wir damit fertig, fällt ein leichter Landregen von der Sorte, die älteren englischen Ladies zu ihrer glatten Haut verhilft. Bei uns vertieft er heute die Stirnfalten.
Das war's. Wir packen zusammen.