Seit Mittag fällt Regen erbarmungslos vom Himmel, durchdringt jede Jacke. Wie oft irrt die Wettervorhersage, wenn sie Sonnenschein vorhersagt? Warum nicht auch heute, wo doch das Richtfest für den Neubau des "Historischen Krahns von 1726" viele Freunde, Gönner und Helfer des Museumshafens auf das Bohlwerk lockte, um gemeinsam zünftig zu feiern? Wir werden es nicht erfahren.
Die Vorsitzende des Vereins Museumshafen Flensburg e.V. eröffnet das Fest mit einer kurzen Rede, in der sie an die Historie des Bauwerks erinnert. Die begann vor etwa 300 Jahren, als zwei Flensburger Kapitäne in Venedig vom Schiffergelag gegen Lösegeld aus den Händen von Sklavenjägern freigekauft wurden. Das war drei Jahre bevor dieselbe Kapitänsvereinigung den historischen Krahn bauen ließ. Und sie erinnerte daran, dass der Verein vor einem Jahr beschloss, den morschen Nachbau des Krans aus dem Jahr 1726 abzureissen und neu zu errichten. Das hölzerne Bauwerk hatte dreißig Jahre lang seinen Fraßfeinden und dem Wetter getrotzt. Schließlich bot er nur noch ein Jammerbild. Dabei war er mit der Zeit nicht nur zu einem Wahrzeichen des Vereins, sondern auch des Hafens und sogar der Stadt geworden. Dem wollte der gemeinnützige Verein bei seiner Entscheidung Rechnung tragen. Dass dies von vielen Bürgern der Stadt und aus dem Umkreis gewürdigt wurde, zeigte sich in der großen Resonanz auf die Aktion "Kunst für Krahn", mit welcher der Verein um Spenden und Hilfe für das Projekt warb. Das Projekt: Es ging um geschätzte 30000 Euro für die Wiederherstellung des Wahrzeichens am Bohlwerk, das an die Seefahrts- und Schiffsbaugeschichte der Stadt erinnert. Zahlreiche kleine und große Beiträge von Gönnern aus Kunst, Wirtschaft und Politik kamen zusammen, bis Anfang dieses Jahres im Brekendorfer Forst Douglasien für den Neubau ausgesucht und gefällt werden konnten. "Mondholz", wie die Zimmerer heute beim Richtspruch herausstellten. Damit der neue Kran mindestens wiedert dreißig oder sogar fünfzig Jahre erhalten bleibt.
Ein Prost und Gottes Segen auf das Bauwerk. Und bevor es den Boden berührt, ist das Glas schon zersprungen. |
Nun steht der Kran im fahlem Gelb der frischen Douglasie wieder am ursprünglichen Platz. Das Holz wurde sorgfältig geglättet und nicht behandelt, außer an den Schnittflächen. Denn schließlich soll kein Gift in das Hafen- und Fördewasser gelangen. Die Zimmerer tragen in launigen Versen Impressionen aus der Bauzeit vor und danken allen, die geholfen haben. Wie bei Richtfesten üblich ging das nicht ohne geistigen Beistand aus kleinen Gläsern vonstatten.
Dann sang die Shantygruppe der Hornblower und so spielte der Regen fast keine Rolle mehr.
Vor Beginn der Feier hatte bereits der holländische Klipper PEGASUS aus Amsterdam kommend unter dem Kran festgemacht. An Deck ein Holzfass mit 226 Litern Rum aus Barbados, der schon 5283 Seemeilen in dem einzigen Frachtsegler Europas über den Atlantik bis nach Amsterdam transportiert wurde. Mit dieser Hieve sollte der Krahn seine Arbeitsleben beginnen.
Übrigens: Es war nicht der Rum von der Karibikinsel, mit dem die Zimmerer und die Festgäste anstießen. Den gibt's erst ab Ende Mai bei "MuseMaritim" im Schifffahrtmuseum.