05.04.15 Ölbohrinsel auf 10 Grad!

Was wie eine Geheimsprache klingt wird für jeden sichtbar, der den Schiffssimulator im Flensburger Schifffahrtsmuseum besucht.  Wenn das nichts für künftige Kapitäne ist: Das Ruder des Containerfrachters fest in der Hand eines kleinen Jungen oder
Mädchens und gefühlte 10000 Tonnen Verdrängung unter den Füßen.
Auf der großen Leinwand des Simulators wird gezeigt, wohin die Reise geht. Heute führt sie in die Flensburger Förde. Während der junge Steuermann anscheinend voll und ganz in seinem Kopfkino aufgeht, konzentriert sich die kleine Schiffsführerin auf die Karte, um den  sicheren Kurs abzusetzen.
"Wie kommt der Dampf in den Kessel?" Fragen ist erwünscht und auf jede gibt es eine erhellende Antwort. Obwohl das Ostersonntagswetter besonders frühlingshaft lockt, haben sich einige Familien und Gruppen mit Kindern in der Maschinenhalle des Schifffahrtsmuseums zum Technik-Sonntag eingefunden. Und doch bleibt Zeit für geduldige Erklärungen zu den Geräten und Maschinen in der Halle. 
Wie jeden ersten Sonntag im Monat lädt die technische Crew nachmittags ein zu spannenden Einblicken in den Alltag auf der Brücke und im Maschinenraum. Besonders die Funktion der alten Mechanik erschließt sich  schon mit wenig Hilfestellung durch bloßes Hinsehen.





























Und falls Hinsehen und Zuhören nicht ausreicht: Besucher dürfen alles Anfassen, denn Begreifen wird hier wortwörtlich verstanden.

Im Museum glänzen die Maschinen und Geräte frisch und neu, egal wie alt sie sind und verbreiten in der Halle den Geruch nach alter Technik, von Schmieröl, Konservierungsöl und Lack, der süchtig machen kann.

Man fragt sich immer mal, ob es heute noch solche technischen Raritäten gibt, wie zum Beispiel Glühkopfmotoren. Einst haben sie die akustische Landschaft der Hafenstädte bestimmt. Namen wie Hundestedt, Bolinder und Brunvoll zierten Typenschilder der Motoren von Hafenschleppern, Fischkuttern und Dienstfahrzeugen bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. Doch so wie Schiffe, die sie antrieben inzwischen abgewrackt sind, so wurden auch die Maschinen verschrottet. Man sollte meinen, dass die letzten Vertreter ihrer Zunft hoch in Ehren gehalten werden und keine Restaurationsobjekte mehr übrig geblieben sind. Doch weit gefehlt. Nur ein paar Meter von der Maschinenhalle entfernt, in der Museumswerft wartet ein "Dornröschen" auf seinen Prinz. Im Märchen von den Gebrüdern Grimm schlummert es in einem rosenbekränzten Schloss, im wahren Leben geht es rauer zu. Fragt sich nur, ob der rettende Kuss in diesem Fall nicht schon zu spät kommt. Es wäre jammerschade.