14.01.18 Die Saling

Zwar kann man die Holzmasten der traditionellen Segelboote am Bohlwerk schon von Weitem sehen. Etwas schwieriger ist es, sie von Nahem zu betrachten. Heute werfen wir einen Blick auf die Saling.
Saling der RYVAR, teilweise demontiert.
Das Eselshaupt ist in dieser Ansicht
durch die Mastbacken verborgen. Es
sitzt - wenn montiert - auf dem
Masttopp.
(Anm.: Die rechte Seite zeigt zum Bug)
Seit ein paar Wochen liegt der "alte" hölzerne Großmast der RYVAR auf dem Bohlwerk. An seiner Stelle lag zuvor der über 22 Meter lange Stamm einer Douglasie, aus der zurzeit in Arnis ein neuer Mast als Ersatz entsteht. Genau genommen, ist es der sogenannte Untermast, denn RYVAR fährt zusätzlich eine Großmaststenge. Sie gibt die Möglichkeit, die Segelfläche durch ein Großtoppsegel und zusätzliche Vorsegel zu vergrößern. Untermast und Stenge werden bei der Saling miteinander verbunden.
So wie der Mast, zwar ohne Großtoppstenge aber mit den Wanten und Stagen, vor uns liegt, ist die so genannte "Saling " gut zu erkennen. Sie ist teilweise zerlegt.
Die Stenge kann herunter genommen ("gestrichen") und auch wieder gesetzt werden um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Sie wird oberhalb der Saling mit einem Beschlag, dem sogenannten "Eselshaupt", am Masttopp 
geführt. Bei RYVAR besteht er aus einer Stahlkonstruktion, die den Topp des Untermastes fest umschließt.  Durch eine zweite Öffnung wird die Stenge geführt und damit dicht beim Untermast
Aus Wolfram zu Mondfeld:
Schiffsmodelle,
ISBN 3-572-01464-6
(Anm.: Die rechte Seite zeigt
zum Bug)
gehalten. Um die Stenge seitlich zu stützen, führen von ihrem aus Topp aus Wanten zu beiden Seiten des Rumpfes. 
Sie werden durch die "Quersalinge" gespreizt und bieten dadurch eine bessere Stütze. Die Quersalinge liegen auf den Längssalingen auf und diese wiederum auf den Mastbacken. Diese sind durch den Mast hindurch verbolzt. Für einen guten Formschluss ist der Mast an dieser Stelle rechteckig, meist quadratisch ausgeführt.
Die Mastbacken werden beim Segeln stark belastet, einerseits durch den Zug der Unterwanten, andererseits durch das Gewicht der Stenge. In deren Fuß ist ein rechteckiger Durchgang, durch den das Stengenschloss geführt ist. Das ist ein genau passender Holzriegel der auf der Saling aufliegt und somit das Gewicht der Stenge plus Zugkraft der Oberwanten stützt. Von dieser Funktion hat die "Saling" ihren Namen, er leitet sich vom niederdeutschen "sadel" ab, wie auch der in seiner ursprünglichen Bedeutung bekannte "Sattel"¹). Abschließend der Hinweis auf ein weiteres Bauteil, auf dem die Wanten aufliegen: Die Kalben schützen als Verschleißteile die Oberkante der Mastbacken. 

Auch wenn sie ebenfalls "Saling" genannt werden, von ihrem Ursprung haben sie an modernen Yachten nur noch eine Funktion übernommen: Den Mast (jetzt ohne Stenge) gegen seitlichen Zug zu stützen.

Kleinere traditionelle Boote wie z.Bsp. WIEBKE BOHLEN haben keine Saling. Dort stehen die Masttoppen unverstagt. Aber die Wanten werden ebenfalls über Mastbacken und Kalben geführt - wie bei RYVAR.

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¹) siehe auch: Gustav Goedel: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Seemannnssprache. Demnach bezieht sich der Name auch darauf, dass der Saling die "Mars" (Mastkorb), als Träger der Stengewanten "aufgesattelt"ist. Die RYVAR hat keine Mars und keine Stengewanten. Deren Funktion wird von den Oberwanten erfüllt.