08.01.18 Vom Stamm zum Mast


Auch Masten aus Vollholz halten nicht ewig. Wer Schäden vermeiden oder herauszögern will, muss sie regelmäßig inspizieren. Dennoch kommt irgendwann der Tag, an dem weder gesundbeten oder reparieren hilft. Dann wird ein neuer Mast fällig. Heute haben wir gesehen, wie aus dem gut gelagerten Stamm einer Douglasie der Großmast des Loggers RYVAR aus dem Museumshafen Flensburg entsteht.




Wer im vergangenen Jahr auf dem Bohlwerk spazieren ging, sah dort den veritablen Stamm einer Douglasie liegen. Über 22 Meter war das Trumm lang. Kinder liebten es, darauf zu balanzieren und Gäste von Bens Fischhütte nahmen gerne auf ihm Platz, wenn sie die Brötchen aßen.
Als der Mast des Loggers RYVAR gezogen wurde, sprach sich bald herum. dass der beliebte Stamm-Sitz einen neuen Großmast für den Traditionssegler abgeben solle. Dann reiste RYVAR ab zur Werft nach Arnis, zur Routinewartung. Den künftigen Großmast nahm sie mit auf die Reise. Der alte liegt seit dem an seinem Platz auf dem Bohlwerk.

Das "quadratische Brett" als Lehre für den Querschnitt.
Es stört nicht, dass der Stamm etwas dünner ist, denn
die Ecken des Quaders oder Balkens fallen später
ohnehin weg. Hier sind auch noch die Spuren der
Sägeschnitte zu erkennen.
Heute konnten wir sehen, wie die Verwandlung des Baumstamms beginnt. Genau genommen, fing sie schon  an, als der Stamm in der Werfthalle, sorgfältig unterstützt, zum Trocknen abgelegt wurde. Außerdem wurde auf beiden Enden der Mittelpunkt markiert und darauf ein quadratisches Brett genagelt,  dessen Ecken den Umfang gerade berührten - mit der oberen Kante waagrecht ausgerichtet. Das Brett markiert den Querschnitt, des Mastes nach dem ersten Bearbeitungsschritt. Sein künftiger Durchmesser wird einmal nur wenig geringer als die Kantenlänge des Quadrates sein. Was von der Schnittfläche des Stammes außerhalb der Quadrate zu sehen ist, soll nun in einem ersten Arbeitsschritt abgetragen werden. Dabei wird aus dem naturgewachsen "runden" Stamm ein 22 Meter langer Quader mit quadratischem Querschnitt.
Um sich diese Arbeit zu erleichtern und um einen möglichst idealen Quader zu
bekommen, werden gerade Hilfslinien auf den rohen Stamm gezeichnet, welche die oberen Ecken der Quadrate über die ganze Länge verbinden. Alles Holz oberhalb der beiden Linien muss nun abgetragen werden. Hierzu gibt es unterschiedliche Methoden. Wir konnten heute sehen, wie es mit einer Kettensäge und einer langstieligen Axt gemacht wird. Die Axt erinnert in der Form an Streitäxte der Wikinger; sie waren auch geniale Bootsbauer. Die hier verwendete Axt ist jedenfalls scharf wie ein Rasiermesser.
Zunächst kommt die Kettensäge dran. Mit ihr wird der Stamm von oben her quer eingesägt und zwar nur bis kurz oberhalb der Markierungslinien. Dann wir das Holz oberhalb der Einschnitte mit der Axt waagrecht abgeschlagen. Die Sägeschnitte unterteilen die Späne in handliche Längen. Ziel der Aktion ist eine ebene Fläche, von der aus die nächsten Seiten vermessen werden können.


So lange haben wir nicht gewartet. Für bloßes Zusehen war es in der Halle zu kühl. Ist ja schließlich auch ein Arbeitsplatz. Vielleicht haben wir später Gelegenheit, auch die  weiteren Schritte zu beobachten.