09.03.17 Stand der Dinge

"Jeder denkt, sie sind perdu..." Wie kommt man  blos auf einen Reim von W. Busch, wenn eine Mail der Crew des Lynæskutters ABSALON af LYNÆS mit Bildern vom "Stand der Dinge" eintrudelt? Vermutlich weil sie auch diesmal die beruhigene Nachricht verbreiten "...aber nein, noch leben sie".
Womit wir wieder wieder einmal feststellen - Traditionsschiffe sind nichts für Hektiker. Hier gilt vor allen Dingen "in der Ruhe liegt die Kraft". So gesehen ist der Umgang mit den alten schwimmenden Kulturzeugnissen eine Art mentales Training und, richtig eingesetzt, vermutlich auch als ideale Therapie gegen ADHS geeignet. Sollte man mal als Substitutionstherapie für Ritalin ausprobieren. Das könnte den Zulauf zum Nachwuchs- und Jugendprogramm des Museumshafens erheblich fördern. Auch wenn sich die Krankenkassen vermutlich etwas zieren würden, den Leistungskatalog in diese Richtung zu erweitern.
Aber zur Sache. Die ABSALON wurde im Jahr 1903 für die Fischerei im Kattegatt gebaut, wie die Isefjordboote mit ihrer speziellen Form überhaupt. Sie können mit geringem Tiefgang (1,8 Meter) ihr Namen gebendes Heimatrevier, den Isefjord im Norden Seelands befischen. Gleichzeitig sind sie mit ihrer besonders hohen Formstabilität für die ruppigen Seen im Kattegatt geeignet. Zudem bieten sie an Deck vergleichsweise viel Platz. Formstabilität und Platz an Deck ist bei ABSALON durch das ungeöhnliche Verhältnis von fünf Meter Breite zu 11 Meter Decklänge bestimmt. Dennoch sind Boote dieser Bauform ziemlich schnell. Die Rümpfe sind hauptsächlich geklinkert. Dabei überlappen die Planken und bilden einen steifen Bootskörper. Geklinkerte Rümpfe sind an den markanten Sprüngen entlang der Planken leicht zu erkennen. Nur im Bereich der Sponung, wo die Planken in die Steven einlaufen, gehen die Planken ineinander über. Wie das gemacht wird, ist in dem Foto unten links gut zu erkennen. Von den vielen Planken, die an ABSALON ersetzt werden mussten, sind jetzt nur noch drei übrig geblieben. Und natürlich die Spanten, die ihnen zusätzlichen Halt geben. Das Foto rechts zeigt einen, der vollständig neu gebaut wurde. 
Im Herbst soll ABSALON fertig sein. Doch Restaurationstermine sind bekanntlich das, was Engländer "moving target" nennen.  Aber wenn, dann wird ABSALON wieder ihren Liegeplatz am Bohlwerk einnehmen. Den hat sie vor nun bald 15 Jahren verlassen um mal eben ein paar Planken zu reparieren. Wie gesagt "in der Ruhe liegt die Kraft". 
Auf gutes Gelingen!

Der Vorsteven mit der Sponung (li.)
Die meisten Spanten sind erneuert

Der kommt auch noch rein


Hier gibt es frühere Beiträge, in denen ABSALON genannt wird