04.10.13 DIE VIER GEBRÜDER an Land

Man hatte sich an das Bild so sehr gewöhnt, dass man es kaum noch bewusst
wahrnahm. Wer an den Pontons der Museumswerft vorbeiging, konnte hinterher nicht mehr mit Bestimmtheit sagen, ob die Danske Jagt dort liegt oder nicht. "Die liegt doch immer da" war die übliche Antwort, anstelle eines einfachen "Ja".  
Sie wurde vor einigen Jahren von der Museumswerft Flensburg unter widrigen Umständen gebaut. Als das erste einer Flotte von gleichartigen Schiffen sollte sie Teil einer Frachtlinie von der Insel Kalvø in Dänemark nach Flensburg sein. Oder ersatzweise Ziegel von Egernsund nach Flensburg bringen. Ohne Maschine, nur unter Segeln, versteht sich.
Nachdem sie vor gut vier Jahren zu Wasser gelassen wurde und ihren Liegeplatz
DIE VIER GEBRÜDER im März 2013
an den Pontons einnahm, bewegte sich nichts mehr auf diesem Schiff, von flatternden Planen abgesehen. Vor einem halben Jahr, sie lag schutzlos einem Nordost-Sturm ausgesetzt, beschädigte sie sich an der ebenso vergessen scheinenden MARIE, dem aufliegenden Rumpf eines roten Noch-nicht-Loggers, an dem sein Eigner das Interesse verloren zu haben scheint. Außerdem dümpeln auf der Wasserfläche der Museumswerft seit Jahren ein alter Arbeitsprahm, die WILHELMSHAFEN, und seit 19 Monaten auch die traurigen Reste der LILLE BJØRN, einem ehemaligen Frachtsegler, die nach abenteuerlichen Begebenheiten schließlich von einem "Tierfreund" vorgeblich für den Walschutz eingesetzt werden sollte, bis Gerichte seinen Aktivitätsdrang dämpften. DIE VIER GEBRÜDER lagen sozusagen in einem maritimen Dornröschenreich, wo mit den Schiffen auch die Träume oder Fantasien von einem Leben auf der freien See aufgelegt wurden. 

Während alte Träume  ausgeträumt schienen, wurde auf der Werft ein neues Projekt aufgelegt: der Bau eines Modells der Schnaubrigg FORENING, mit dem an die vergangene Größe der Stadt im lukrativen Sklaven- und Rumhandel mit den damals dänischen Westindischen Inseln erinnert werden sollte.

Gestern, kaum einer hatte das noch erwartet, ging es mit dem Nachbau der Jagt
DIE VIER GEBRÜDER an Land
aus dem Jahr 1794 wortwörtlich wieder aufwärts. Mit dem Slipwagen an Land geholt, wird jetzt ihr Rumpf gereinigt und, wo nötig, repariert. Der eine oder andere Plankenstoß sieht so aus, als bräuchte er eine neue Kalfaterung. 

Nun möchte man wissen, was jetzt mit dem Schiff geplant ist und wie es eigentlich heißt? Sein Name sei DIE VIER GEBRÜDER, war nach einigem Nachdenken zu erfahren. Der Schmied werde jetzt beginnen, die notwendigen Beschläge für das Rigg anzufertigen, war die Antwort auf die zweite Frage. Wenn alles plangemäß laufe, solle der Mast gestellt werden und das Schiff schon im nächsten Frühjahr aufgeriggt sein. Das Datum klingt vertraut. Es wäre ein Jahr nachdem das Modell der FORENING fertig werden sollte. Vielleicht klappt es ja diesmal mit der Zeitplanung. Und vielleicht - man soll die Hoffnung nie aufgeben - kümmert sich dann auch jemand um das Schiff.