An diesem Morgen ist der Hafen noch leer, weil die meisten Teilnehmer der Rum-Regatta um diese Zeit gerade erst in der Sonderburger Bucht die Startlinie der Flensburg-Fjord-Regatta überqueren. Sie werden erst nachmittags ankommen. Dann wird auch der Gaffelmarkt auf der Schiffbrücke viele Gäste angezogen haben aber jetzt ordnen die Aussteller noch ihre Stände. Die Jollensegler bereiten währenddessen schon ihre Boote für die kommenden Ausscheidungsrunden der Lüttfischerregatta vor.
Aufgerollte Segel werden auf die schwankenden Boote gereicht, andere Boote werden erst noch gelenzt. In den Stunden zuvor ist kräftiger Regen niedergegangen. Der hat sich langsam ausgtröpfelt, ist grauem Dunst gewichen. Jetzt werden die Boote mit Ösfässern gelenzt, die leeren ihren Inhalt platschend in den Hafen.
Auf dem Jollensteg ist nordisches Stimmengewirr zu hören, deutsch, dänisch, norwegisch und polnische Laute und Worte sind zu hören. Diese internationale Ausrichtung rund um das "Mare Balticum" ist schon seit langem Kennzeichen der kleinen Schwester der traditionellen Rumregatta. Hier gibt es auch historische Nachbauten zu sehen. Wie beispielsweise ERIK STEUERMANN aus Haithabu. Und man muss sonst schon weit reisen um ein Nordlandboot segelnd zu sehen, oder eine Frederiksundjolle. Die heisst MARCUS NOER und kommt kurioserweise aus dem dem Wikinghafen in Roskilde, wohin gestern WIEBKE BOHLEN aus dem Museumshafen abgereist ist. Das Nordlandboot mit seinen charakteristischen steilen Steven in die besonders dünne Planken münden fällt auf. Leichtbau aus der Wikingertradition so zu sagen. Heute ist es vermutlich schwierig dafür auch nur geeignetes Holz zu bekommen. Ein Wikingerboot ist auch mit von der Partie. Nicht einfach bei einem kleinen Teilnehmerfeld mit vielen unterschiedlichen Bootstypen für gerechte Bewertug der Ergebnisse zu sorgen. Heute starten sie also in zwei Klassen: Sjekten und andere Boote. Aber wie sagt man heutzutage? "Alles gut!"
Bei der Skipperbesprechung kommt ein wenig Verwirrung auf - es fehlen die gedruckten Segelanweisungen. Aber der Kurs der Regatta ist auch ohne diese leicht zu verstehen: Zwei Bojen in Norden und eine in der Hafenspitze sind zu runden. Als Antrieb dürfen Segel und Riemen (von Binnenländern gerne auch "Ruder" genannt) eingesetzt werden, Motoren selbstverständlich nicht. Unterm Historischen Krahn gibt es dann eine Geschicklichkeitsübung. Die passt zu den ehemaligen Fischerbooten: Es sollen Flaschen aus dem Wasser gefischt werden.
Und dann geht es auf die Bahn. Zwischen den hohen Gebäuden am Ufer trifft der schwache Wind ungleichmäßig auf das Wasser. Wer zur rechten Zeit dort ist, wo die Briese die blanke Oberfläche grau färbt, kommt gut voran, andere haben das Nachsehen. So sieht man wie die leichten Jollen in dichtem Abstand voneinander unterschiedlich beschleunigen und dabei Bogen und Schlenker in den drehenden Winden fahren.
So sehen Sieger aus: Sven mit PINI schnellster der Sjekten |
Computer gäbe werden die Zeiten von Hand erfasst und aufgezeichnet. Schön, dass sowas noch möglich ist. Die Wanderpreise zeichnen unterschiedliche Leistungen aus. Die weiteste Anreise (aus England!) und andere überwundene Hürden werden dabei gewürdigt. Wer es nicht segelnd über die Linie geschafft hat, bekommt eine Pinne, wer zu langsam war erhält eine Schiffschraube an einer Handkurbel und wer nicht genügend bemannte Riemen hat, bekommt einen als Preis. Sven, Bootsführer der PINI, eine X-Kogg aus Norwegen, bekommt als schnellster bei den Sjekten den Bowlerhut verliehen. Sein Name wird auf einer Plakette zu lesen sein. Und aufgeweitet wird ihm der Hut dann sogar passen. Nebenbei - Sven ist neu bei den Lüttfischern und PINI ebenso. Willkommen am Bohlwerk!
Am Ende sind wohl alle zufrieden, auch die Zuschauer auf dem Bohlwerk.
Und hier noch ein paar Bilder für alle die nicht dabei sein konnten:
Hochbetrieb ... |
... vor dem Start |
MARCUS NOER bekommt noch etwas Ballast |
ERIC STEUERMANN ist schon ein Stück weiter |
KJAERINGA vor EKA II |
EKA II, KNIPDUL, OLLE JAN und MARCUS NOER |