Klagen wir nicht über was wir lange vermissten! Nach langem, heißem, trockenem Sommer. Jetzt wehen Regenschauer über Hafen und Förde. Lange war der Himmel nicht dramatischer als in den letzten Tagen. Mit Wolkenbergen und grauen Schatten, blitzenden Wellen im fahler werdenden Licht. Dunkle Regenfahnen unter schweren Wolken. Jetzt haben wir Wind, für rasche Fahrt mit schweren Booten. Und bläst er zu stark, kommt ein Reff ins Segel oder auch mal zwei. Aufrecht segelt der Langkieler schneller als mit "Lage".
Neue Geräusche unter Deck, wenn der Wind in Fallen und Wanten orgelt und das Boot an den Leinen zerrt! Schnell die warmen Hosen und den Wollpullover übergezogen! Wer jetzt noch in der Plicht den Tag genießt, liebt genau dieses Wetter. Auch unter Deck beginnt die schönste Zeit des Jahres. Der Bordofen bullert, verbreitet angenehme Wärme. Darauf simmert der Wasserkessel, gleich gibt es schwarzen Tee mit Kluntjes. Vielleicht auch ein Stück Kuchen dazu? Ist es draußen kühl, braucht der Mensch mehr Kalorien. Unter Deck flackert Kerzenlicht in den Leuchtern, lässt den Rotwein in den Gläsern funkeln. Im Dämmerlicht rutscht jeder gerne enger zusammen. Zeit für Gespräche oder vertrautes Schweigen. Schwere Tropfen trommeln aufs Deck, eine Böe rappelt im Rigg, ein Bleistift rollt über den Kartentisch.
Am Ankerplatz knackt die Kette wenn der Wind dreht. Kleine Wellen platschen gegen den Rumpf. Nun Stille. An Deck spaziert eine Möwe. Dann wieder prasselnde Tropfen. Gibt es einen wohnlicheren Platz als die Koje?
Der Morgen dämmert jetzt viel länger, gewonnene Zeit fürs Frühstück. Kaffee dampft in der Tasse, die Brötchen frisch aufgebacken mit Butter und selbst gemachter Marmelade. Herbst vom Feinsten.