24.05.16 Papier ist geduldig - Modellbauer auch

Meister und Werk. Das Feuerschiff DEUTSCHE BUCHT als
Kartonmodell im Maßstab 1:250 ist eher für was für
Fortgeschrittene. Karl Nielsen zeigt stolz, dass auch hier alle
Fensteröffnungen einzeln ausgeschnitten sind. Tipps und Tricks
gibt er gerne auch an Anfänger weiter. Ganz wichtig ist ihm
dass sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe wohl fühlen.
Am Wochenende finden die mittlerweile 5. Kartonbautage im Flensburger Schifffahrts-museum statt.
Während der Samstag dem Informations-austausch der Experten gewidmet ist, zeigt die Arbeitsgruppe "Kartonmodellbau zwischen den Meeren" am Sonntag allen Besuchern den Stand der Möglichkeiten dieser Liebhaberei. von 10.00 bis 17.00 Uhr zeigen die Aktiven, was sie mit Herz, Hand und Verstand aus Modellbaubögen zuwege bringen. An diesem Wochenende sollen auch wieder Kinder, Jugendliche und Erwachsene auf ihre Kosten kommen. Apropos Kosten: der Eintritt ins Museum ist für alle unter 18 Jahren frei. Während des Tages zeigen Modellbauer ihre aktuellen Arbeiten, führen ihre Arbeitsweise vor und es finden offene Workshops für Kids und Erwachsene statt. Über den Tag verteilt läuft ein Vortrags- und Informations-programm (Anmeldungen sind nicht erforderlich):


10.00 Uhr Begrüßung und Vorstellung der "Kartonmodellbaugruppe zwischen den Meeren"

10.30 Uhr Dr. Siegfried Stölting:
Entwicklung des Kartonmodellbaus

11.30 Uhr Passat, Ruffler
Verlage stellen sich vor

13.30 Uhr Kartonwerft, dd-Laser
Verlage stellen sich vor

14.30 Uhr Otten, Pierling
Verlage stellen sich vor

15.30 Uhr Tipps und Tricks für Neu- und Wiedereinsteiger

Auch die "Kleinen" fühlen sich in der großen Welt der kleinen
Modelle zuhause.
Obwohl schon Jahrhunderte alt, wurde der Kartonmodellbau erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts
weit verbreitet, als Verlage begannen, unterschiedlichste Vorlagen zu günstigen Bedingungen anzubieten. Seitdem ist die Leidenschaft oft im Verborgenen gepflegt worden. Aber die Zahl der Liebhaber, die ihr Interesse offen zeigen nimmt zu. Die genaue Zahl der Freunde dieser Beschäftigung ist nicht leicht zu schätzen. Aber es werden wohl über 100.000 alleine in Deutschland sein. Menschen aller Alters- Einkommens- und Bildungsstufen finden Befriedigung in der durchaus anspruchs-vollen Aufgabe, flache Kartonbögen in dreidimensionale Skulpturen zu verwandeln. Wer das schafft, hat ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen entwickelt und hat gelernt, eine komplexe Aufgabe in sinnvollen Arbeitschritte aufzuteilen. Materialkunde, handwerkliches Geschick und Detailfreude führen zu immer besseren Ergebnissen. "Es gibt nicht viele Leidenschaften, die mit weniger als zwanzig Euro pro Monat zu Hause im Wohnzimmer gepflegt werden können und weder durch Schmutz noch Lärm zu Konflikten führen". Das Argument ist nicht zu widerlegen, zumal wenn dabei ein Modell ensteht, wie das des Feuerschiff DEUTSCHE BUCHT. Daran sollten sich allerdings nur erfahrene Modellbauer versuchen. Denn die Fähigkeiten wachsen auch hier erst an den Herausforderungen. Wer neu einsteigt, oder nach Jahren wieder mit dem Basteln beginnt, könnte schnell die Lust verlieren, wenn die Anforderungen zu hoch sind. Für die Orientierung nennen die Verlage bei den Modellen deswegen auch den Schwierigkeitsgrad. Die Präzision beim Zuschnitt entscheidet weitgehend über das Gelingen. Unter 0,2 mm kann man selbst mit extra dünnen Klingen nicht rechen. Für besonders filigrane Teile gibt es mittlerweile Anbieter, die beispielsweise Reelings mit Toleranzen von einem Hundertstel Millimeter fertigen. Wer sich die Konzentration fordernde Arbeit lieber ungestört alleine vornimmt kann dabei genau so zufrieden sein, wie Andere, die den Austausch mit Gleichgesinnten vorziehen. Die Arbeitsgruppe kommt dem entgegen, indem sie auch gelegentliche Besucher und Teilnehmer zu ihren Terminen gerne begrüßt. Dass sie ohne Satzung und Organisations-strukturen zurechtkommt, macht den Kontakt umso leichter.
Kartonmodellbau ist seit mehr als 400 Jahren historisch nachgewiesen. Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts war er sehr weit verbreitet. Jetzt wächst speziell in Norddeutschland die Szene wieder zusehends. Wie gut der Kartonbautag von den Besuchern des Flensburger Schifffahrts-museums als Angebot angenommen wird, erkennt Dr. Thomas Overdick als Hausherr am höheren Zulauf und längeren Verweildauern als sonst. Die Modelle sind sehr vielfältig, sowohl im Objekt als auch im Maßstab. Neben den Schiffsmodellen gibt es zahlreiche andere technische Artefakte. Viele Modelle kommen aber auch aus der Architektur, dem Städtebau, aus der Zoologie, der Botanik und anderen Bereichen. Der Sprecher der Arbeitsgruppe Karl Nielsen berichtete von Modellen im unvorstellbaren Maßstab 1:1000 wie auch von einem Modell eines Motorrades im Maßstab 1:1.
Da sollte doch am Sonntag für jede und jeden Interessierten etwas Passendes dabei sein.