Wir hatten uns wieder mal damit begnügt, das Regattafeld mit der WIEBKE BOHLEN bei der Enge von Holnis abzupassen, um ein paar Fotos zu schießen. Das kann selbst für einen professionellen Schiffsfotografen eine Herausforderung sein. Die Schiffe kommen schließlich nicht wohlsortiert sondern in Pulks. Die verteilen sich dazu quer über die gesamte Förde. Erwischt man ein paar spannende Situationen, dann verpasst man andere. Mit einem schnellen Motorboot sind die Chancen ja noch einigermassen gut, die spannendseten Motive vor die Linse zu bekommen. Ist die Fotografin jedoch auf einem Segelschiff, wo sie zwischendurch auch noch Piekfall- und Unterliekstrecker, Klüverschoten und bei Halsen auch mal die Großschot mit kundiger Hand kräftig unterstützend zieht, braucht sie zudem auch noch eine Portion Glück um mit guten Bildern auf dem Chip zurück zu kommen. Dies und einen Riecher für fotogene Situationen.
Hier ist nun ein Teil der Ausbeute von der Flensburg Fjord Regatta (alle Fotos © Wiebke Kühn):
Länge läuft. Als wir bei den Ochseninseln auf Kurs Nordost gingen, tauchten die ersten Segel über dem Kliff von Holnis auf. Da war bereits ein quadratisches Segel, im Sonnendunst grau, über dem Flach vor Holnis zu sehen. Das Wikingerboot SEBBE ALS hatte das gesamte Feld der Fjord Regatta weit hinter sich gelassen. Sie wird später mit dem Preis für den zweiten Platz der historischen Nachbauten hinter RAGNA aus Flensburg ausgezeichnet. Während die "modernen" Traditionssegler durchweg mit einer großen Bugwelle daherkamen, wurden die Boote von vor 1000 Jahren durch ihre effektive Form begünstigt. Sie kamen ohne jede verschwenderische "Schaumschlägerei" aus.

Schon von weitem an ihrem riesigen Spinnacker (!) zu erkennen. In den hätte man unsere WIEBKE BOHLEN komplett einwickeln können. Sie hatte das nachfolgende Feld weit hinter sich gelassen und wurde später dafür mit einem Fass Rum als first ship home ausgezeichnet. Ob das einer Regatta von Traditionsschiffen gerecht wird, haben sich die Veranstalter sicherlich sorgfältig überlegt, hoffen wir. Schiffe mit traditionellen Rigg könnten sich dadurch benachteiligt fühlen. Oder, noch schlimmer, ihre Boote ebenfalls für Regatten "optimieren" und damit dauerhaft als Kulturzeugen entwerten.

Laut Klasseneinteilung ist Ana eine der "modifizierten, schnellen Repliken". Sie wurde nach einem Entwurf Colin Archers für eine Yacht gebaut und wird auch diesmal wieder in dieser Klasse vorne dabei sein. Viele denken bei Colin Archer meist meist an "vorne und hinten spitz". ANA entspricht jedoch dem Zeitgeschmack der Yachtsegler vor 117 Jahren. Dieser bevorzugte damals steile Vorsteven und lang überhängende Heckformen, wie sie bei englischen Yachten dieser Zeit typisch waren.
Auch ihre Segelführung ist selbstverständlich dem vorherrschenden Wind angepasst. Außer dem Wassersegel fährt auch sie ein Toppsegel. Das ist aber, nach historischem Vorbild englischer Yachten, mit Toppspiere und einer so genannten "Fußrah" versehen. Das gibt zusätzliche Quadratmeter Fläche, weil es über den Mast und die Gaffel hinaus ragen kann. Was beim Segeln hilft, kann aber beim Setzen und Bergen manchmal für Überraschungen sorgen wenn sich die Fußrah und Toppspiere in Wanten oder Dirken verhaken. Dagegen hilft nur Mut und Übung. Interessant ist auch zu sehen, wie die Fock geschotet ist. Hier ist sie "back"-gesetzt, um sie ruhig zu stellen. Weil der Wind heute sehr böig und mit kräftigen Drehungen weht, hat der Schipper darauf verzichtet, das Segel auszubaumen. So kann er sich aufs Siegen konzentrieren.
Der Platz reicht nicht, alle Schiffe und Boote einzeln vorzustellen, die wir zu sehen bekamen. Aber alle hätten einen Platz verdient. Aber für ein paar "Gruppenfotos" reicht es immer noch:
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Wer nicht teilnehmen konnte, sei getröstet. Die nächste Fjord-Regatta gibt es am 26. Mai 2017. Also schön tapfer bleiben, es sind nur nuch knapp 13 Monate.