08.05.14 Werftimpressionen

Dunkle Wolken hängen tief über dem Nybøl Noor, immer wieder regnet es Bindfäden. 

Auf der Werft von Christian Johnson arbeiten die Bootsbauer wie eh und jeh an der frischen Luft.
Umgeben von alten Segelschiffen aus Holz könnte man nostalgische Empfindungen entwickeln.
SKYLLA, eine feine alte Lady, gebaut von Johan Anker

Aber es gibt keine Nostalgie bei Nieselregen. Nur nasse Kleidung und kalte Füße. Die Bootsbauer brauchen ein gutes Durchaltevermögen, wenn das Regenwasser in den Kragen läuft. 

Wir können jedoch interessante Eindrücke sammeln.

Dunkle Wolken über RAKEL



Gerade wird  SKYLLA zu Wasser gelassen. Für sie endet der Landaufenthalt, den sie schon seit Jahren im Winterlager der Werft verbringt. Wir lernen ihren stolzen Besitzer kennen und blicken gemeinsam auf RAKEL, die ja sein berühmter Landsmann Colin Archer gebaut hat. "Mein Schiff stammt auch von einem großen norwegischen Schiffsbauer" sagt er bescheiden. "Von Johan Anker. Es ist nun knapp 100 Jahre alt". Donnerwetter. Das sieht man der schnittigen Klassikerin nicht an. Ja, das Projekt der Werft von Robbe&Berking Classics kennt er natürlich und er will in nächster Zeit dort einmal vorbei sehen. Ein Regenschauer trennt uns, dabei gäbe es noch viel zu erzählen. 









AURORA nackt bis auf die Spanten




Was wir am Platz der AURORA von ALTONA sehen, lässt unsere Mägen krampfen. Hier werden gerade Planken aus dem Rumpf geschnitten, die dringend ersetzt werden müssen. Außen ist markiert, wo innen die Spanten sitzen. Dazwischen fährt Ronnie mit der Spitze der Kettensäge in das alte Holz. Späne rieseln mit dem Regen um die Wette, es riecht nach altem Schiff und Bilge. Bald wir der die Plakenstücke über den Spanten mit einem Kuhfuß herausbrechen. Mit den nutzlos in die Luft ragenden Nägeln erinnert das Gerippe eher an einen verhungerten Igel als an ein Segelschiff. Aber so sehen alle Intensivreparaturen aus, bevor die Rümpfe wieder mit hellen, herb duftenden Eichenplanken versehen sind. Das kann bei AURORA noch ein bisschen dauern. Aber der Eigner will an der Rum-Regatta teilnehmen, erfahren wir. Jahreszahlen wurden nicht genannt. 
Ein Blechkleid für den neuen Vorsteven der DAGMAR AAEN



 
KÄTHE von FRIEDRICHSKOOG
Besser sieht es in dieser Hinsicht auf DAGMAR AAEN aus. Noch vor ein paar Tagen war der vorderer Teil des Rumpfes auf Backbord  weitgehend ohne Planken. Diese Wunde ist inzwischen wieder weitgehend geschlossen. Der Vorsteven bekommt gerade eine Schutzhülle aus dickem Aluminiumblech. Es wird ihn vor Eisgang schützen. Lange können wir nicht zusehen, wir haben keine Schutzbrillen gegen das blendend grüne Licht der Schutzgasschweissung.  








Hinter DAGMAR AAEN steht KÄTHE von FRIEDRICHSKOOG auf dem Slipwagen. Es regnet und niemand ist zu sehen, der uns Auskunft geben könnte. 










Regenschutz auf STORE BJØRN,
dahinter der neue Großmast der FULVIA af ANHOLT




Jetzt noch ein schneller Abstecher zu STORE BJØRN und der länsseits liegenden FULVIA af ANHOLT. Dort gibt es Planen über dem Deck, wo wir uns für kurze Zeit unterstellen können. FULVIA ist unbewohnt, aber sie hat ihre Masten wieder gestellt. Mehr können wir heute nicht berichten.










Auf der Rückfahrt nach Flensburg geht uns RAKEL nicht aus dem Kopf. Ihr Rumpf müsste dringend so weit hergestellt werden, dass sie sicher im Wasser liegen kann. Denn in diesen Zeiten dauert es lange bis ein altes Segelschiff aus Holz einen neuen Eigner findet. Und mit einem Lecksegel wird sie Winterstürme und harten Wellenschlag nicht überstehen. Einhunderttausend Dänische Kronen soll es kosten, die Reparatur bis dahin voranzutreiben. Das sind etwa 15000 Euro. Das ist natürlich viel Geld. Aber ist es zu viel für dieses einmalige Schiff? Die Alternative steht vor der Werfthalle: Es ist der Abfallcontainer für Altholz.