04.05.14 Bernsteinstraße und folkBALTICA

In ihrem 10. Jahr findet die folkBALTICA unter dem Titel "Das Bernsteinstraßen-Festival" statt. Begleitend hierzu zeigt das Flensburger Schifffahrtsmuseum vom 07. Mai bis 09. Juni die Austellung "The Amber Road Show" mit Arbeiten von Künstlern aus zehn Ländern an der historischen Handelsstraße.

Eröffnet wird die Ausstellung am

06. Mai  um 19.30 Uhr

Das Karolina Cicha Duo wird live auftreten.


Zur Ausstellung erhielten wir folgende Information:
Außerhalb des Römischen Reichs gab es einige wenige Handelswege, über die seit der Vorzeit Bernstein aus dem Baltikum in die Alpenregion und nach Italien gelangte. Einer der wichtigsten Routen führte von St. Petersburg nach Aquileia, über die heutigen Staaten Russland, Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, Österreich, Ungarn, Slowenien und Italien. Internationale Handelswege sorgten nicht nur für den Fluss von Waren, sondern verbanden auch Menschen und Kulturen. Das Musikfestival folkBALTICA geht in seinem diesjährigen Fokusthema „Bernsteinstraße“ erstmals den musikalischen Verbindungen nach, die sich zwischen Ostsee und Mittelmeer quer über den europäischen Kontinent entfaltet haben. Als fotografische Ortserkundung präsentiert das Flensburger Schifffahrtsmuseum begleitend zum Festivalschwerpunkt vom 7. Mai bis 9. Juni 2014 die Ausstellung „The Amber Road Show“.

Initiatorin des Ausstellungsprojekts ist die 1989 gegründete niederöster-reichische Initiative für Foto- und Medienkunst FLUSS. In Kooperation mit zehn KuratorInnen aus den Ländern entlang der historischen Bernsteinstraße wurden Foto- und MedienkünstlerInnen eingeladen, Arbeiten zu den aktuellen Themenkreisen Handel, Verkehr und Transport in Zeiten der Globalisierung zu realisieren. Die entstandenen Foto- und Videoarbeiten öffnen den Blick auf die verschiedenen sozialen, ökonomischen und kulturellen Wirklichkeiten zwischen dem östlichen Nord- und Südeuropa.
Foto: Alexey Tikhonov

Alexey Tikhonov sucht vermittels der Fotografie das Besondere an modernen Handelswegen, die meist recht langweilig und gewöhnlich sind, und bringt so einen Archetypus der Reise zurück, der als Abenteuer tief in der menschlichen Natur verwurzelt ist.

Birgit Püve
setzt sich mit den Schattenseiten der modernen Freiheit in einer Welt ohne Grenzen auseinander, die vielen OsteuropäerInnen auf der Suche nach einem besseren Leben im Westen widerfahren: Menschenhandel, sexuelle Sklaverei und Zwangsarbeit.

Harijs Daina LiepiĦš
portraitiert „mechanische Esel“: selbstgemachte Container, Boxen oder Blechbadewannen auf alten Kinderwagengestellen. Als Transportmittel sind sie seit mehr als 40 Jahren Teil des täglichen Lebens der ärmeren Bevölkerung Lettlands.

Foto: Mindaugas Kavaliauskas

Mindaugas Kavaliauskas hat sich einem boomenden neuen
Industriezweig Litauens angenommen: dem Gebrauchtwagenmarkt. Nirgendwo sonst werden so viele Autos aus dem Westen importiert, in zahlreichen Werkstätten rekombiniert und weiter in den Osten, bis Kasachstan und Turkmenistan, verkauft.

Anna Orłowska
nähert sich dem Thema auf symbolische Weise. Schwarze Löcher und Schmutz auf Landkarten bedeuten das Ende der Goldenen Ära des Handels. Wer könnte daraus noch Vorteil ziehen außer HändlerInnen unsichtbarer Produkte?

Konzeptionell ist die Arbeit von Aleksandra Vajd & Hynek Alt. Eine in einem Schaukasten präsentierte Aufnahme einer belichteten Filmrolle weist auf die Exponiertheit der einsamen menschlichen Existenz hin, die die vielfältigen Eindrücke der Welt nur noch aufnehmen, ihnen aber nichts Produktives mehr hinzufügen kann.

Ernest Pointner
dokumentiert die Großbaustelle der Nordautobahn im Jahr 2009. Seine Manier alter Schwarzweiß-Fotografie erinnert gespenstisch daran, dass diese Autobahn bereits zur Zeit des Nationalsozialismus konzipiert worden war.

Gábor Arion Kudász
realisierte 2003 eine Studie vorläufiger
Straßenrandlandschaften und der Menschen, die sich auf eine Transitroute verlassen, um ihr Auskommen zu finden – vom wohlhabenden Westen Ungarns bis zum bitterarmen Osten.

Kaja Brezočnik
erzählt die Geschichte moderner Lasttiere – tonnenschwerer Lastkraftwagen – und folgt ihnen auf Wegen, Straßen und Autobahnen, die, einst Bernsteinstraße, heute als Hauptverkehrsadern in das Herz des Kapitalismus führen.

Viola Pinzi
schließlich thematisiert die Empfindung des Reisens in gegenwärtigen Translations- und Verschiebungsprozessen der Migration, in der alle Bewegungen nicht mehr kontinuierlich, sondern vielmehr als Beispiele einer viel zeitgemäßeren sprunghaften Schnittfolge ablaufen.

Den Foto- und Medienarbeiten stellt die Ausstellung Arbeiten zeitgenössischer Bernsteinkunst aus der Sammlung des Deutschen Bernsteinmuseums Ribnitz-Damgarten gegenüber. Die Schmuckstücke, Skulpturen und freien Arbeiten verdeutlichen, dass das gelblich-golden bis rötlich schimmernde fossile Harz als Werkstoff gerade in den Ostseeanliegerstaaten auch heute noch KünstlerInnen und KunsthandwerkInnen immer wieder aufs Neue inspiriert.