01.06.13 AURORA und FRIEDA

Bei einem kurzen Besuch in Egernsund trafen wir auf der Werft von Christian Johnson zwei alte Bekannte: Den Haikutter FRIEDA , eines der "Gründungsschiffe" des Museumshafen Flensburg e.V und AURORA, ebenfalls Teil des schwimmenden Inventars im Museumshafen. Beide traulich vereint auf der Slipanlage. Keine Stellage stört den Blick auf die Rümpfe und so sind die unterschiedlichen Bauformen sehr schön zu vergleichen. Auf der einen Seite FRIEDA von HADERSLEBEN der Haikutter von 1918 und AURORA von ALTONA von 1934, hier ebenfalls mit ihrem vollen Namen genannt auf der der anderen Seite. Zwischen den Daten liegen nicht nur 16 Jahre, sondern auch etliche hundert Kilometer Luftlinie: Während FRIEDA in Skagen gebaut wurde, hat AURORA ihren Ursprung in Rügenwalde. Auch die Bauformen unterscheiden die Schiffe deutlich: AURORA als Spitzgatter und FRIEDA als Haikutter, mit dem für viele Vertreter dieses Schiffstyps charakteristischen "elliptischen" Heck, wie es früher auch für Großsegler charakteristisch war. Als Beispiel hierfür kann ACTIV im Museumshafen dienen.  Hierbei ragt das Heck über Achtersteven und über das Ruder hinaus. Die Spitzgatter hatten bei Fischereifahrzeugen aus Sicht vieler Fischer einen Nachteil: Sie boten weniger Arbeitsfläche an Deck. Deshalb begann man schon früh, den Rumpf über das Ruder hinaus zu verlängern. Diese Rümpfe entsprechen heute auch der Empfindung davon, wie eine klassische "Yacht" auszusehen hat. Das war bei Jachten aber aus einem anderen Grund sinnvoll: Man konnte sich dadurch einen Vorteil erkaufen, wenn es um den Vergleich der Geschwindigkeit verschiedener Jachten ging.
Interessant erscheint das Bild auch aus einem anderen Grund. Es zeigt auf einem Blick, wie traditionelle Schiffe die Jahre überdauern. Im Vordergrund die beiden Museumsschiffe aus Holz, im Hintergrund ein alter Fischkutter, ebenfalls aus Holz gebaut. Er bekommt nun wegen Formeln für Fangqouten ein überhängendes Heck aus Blech angehängt. So ist es heute wie gestern: Berufsfahrzeuge müssen Geld verdienen, um ihre Daseinsberechtigung zu erhalten. Anders bei traditionellen Schiffen, die als Zeugnisse unserer maritimen Kultur berwahrt werden: Ohne Geld verlieren sie die Daseinsmöglichkeit. Aber beides beutet das Aus.

AURORA wird ein wenig mehr Hinwendung fordern als FRIEDA: Während letztere zur Zeit mit ein paar liebevoll aufgebrachten Pinselstrichen zufrieden ist, müssen bei AURORA erst einmal die Grundlagen erneuert werden: Sie erhält neue Planken. Aber dann ist sie bald wieder wie neu.
Auf der Rückfahrt nach Flensburg fing ein großer Schoner unseren Blick: TÄRNAN aus Hamburgsund, gebaut 1913 in Karlshamn, Schweden. Hierzu gibt es ein schönes Video in YOUTUBE: